In dem Filmdöschen fanden sich zwei Goldaugenbremsen der Art Chrysops relictus Meigen. Dieses Insekt aus der Familie der Bremsen (Diptera: Tabanidae) wird gelegentlich auch als „Blinde Fliege“ oder „Blindbremse“ bezeichnet, da man früher fälschlicherweise annahm, dass der Stich dieser Fliegen blind mache. Diese Goldaugenbremse wird ca. 9 bis 13 mm lang, die Augen schillern leuchtend goldgrün und die Flügel weisen eine dunkle Zeichnung auf. Der Hinterleib der Weibchen ist wespenähnlich schwarzgelb gefärbt. Während die Männchen als Blütenbesucher vorwiegend von Nektar leben, stechen die Weibchen Mensch und Tier, insbesondere Huftiere, um Blut zu saugen. Nach einer ausreichenden Blutmahlzeit legen die Bremsenweibchen ihre Eier in geschichteten Gelegen an Pflanzen oder auch auf dem Boden ab, vorwiegend jedoch in der Nähe von Gewässern, denn die Larven entwickeln sich in feuchtem Boden, unter Moos oder im Wasser. Die Larven einiger Bremsenarten können offenbar zeitweilig unter Wasser leben, wo sie sich räuberisch von kleinen Tieren bis zur Größe einer Kaulquappe oder als Detritusfresser von totem organischem Material ernähren. Im Allgemeinen entwickelt sich nur eine Bremsengeneration pro Jahr, bei verschiedenen Chrysops-Arten soll es in warmen Jahren jedoch gelegentlich zur Entwicklung einer weiteren Generation kommen.
Neben den bunten Goldaugenbremsen (Chrysops sp.), von denen etwa zehn Arten regelmäßig in Deutschland vorkommen, können den Menschen auch noch die größeren Viehbremsen (Tabanus sp.) an schönen sonnigen Sommertagen stechen. Die gräulichen Regenbremsen (Haematopota sp.) stechen demgegenüber vorzugsweise an regnerischen und gewitterschwülen Tagen. Bei den beiden letztgenannten Bremsen dürfte es sich um diejenigen „Blinden Fliegen“ handeln, die Sie leichter „erlegen“ können.
Grundsätzlich findet man Bremsen vor allem an solchen Orten, an denen Vieh auf der Weide gehalten wird. Die von Ihnen eingesandte Bremse ist bei uns seit Menschengedenken heimisch und hier die häufigste Goldaugenbremse. Bei starkem Auftreten können Bremsen durch Beunruhigung und Blutverlust Schäden an Wild und Weidevieh verursachen und in warmen Ländern darüber hinaus krankheitserregende Bakterien, Trypanosomen oder Fadenwürmer übertragen. In unseren Breiten sind die Bremsen wegen ihrer schmerzhaften Stiche zwar lästig für Mensch und Tier, eine gezielte Bekämpfung ist jedoch kaum möglich und auch zumeist nicht notwendig. Beim Aufenthalt in Bremsengebieten kann es jedoch hilfreich sein, die Haut mit einem speziellen Mittel vor Einstichen zu schützen (etwa von Autan).