Alte Obstbäume sind attraktiv für viele holzbohrende Insektenarten. Denn bei ihnen lässt die Fähigkeit nach, eigene Abwehrstoffe zu bilden und sich damit gegen Insektenfraß zu verteidigen. So können sich Insekten leichter ansiedeln. Außerdem bietet die grobe Rinde für die Weibchen diverser Käfer- und Schmetterlingsarten gute Möglichkeiten zur Eiablage. Die daraus schlüpfenden Larven bohren sich ins Holz und fressen, je nach Art, Gänge unter der Rinde oder ins Kernholz. Fraßgänge solcher Larven sind auf einigen Ihrer eingeschickten Fotos zu erkennen. Einige Insektenarten wählen gezielt den Baumstamm oder ältere Äste mit einem größeren Durchmesser aus. Die Raupen des Blausiebs zum Beispiel werden bis zu 5 cm lang und entwickeln sich entsprechend gut im Stamm oder in dicken Astpartien. Aus ökologischer Sicht erfüllen die alten Bäume eine wichtige Aufgabe im Kreislauf der Natur. Denn Insektenlarven sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel, etwa für Spechte. Auf der Suche nach Käferlarven und Raupen hacken sie Splitter in die Rinde oder, wie im Fall Ihrer Bäume, tiefe Löcher ins Holz. Diese wiederum sind Eintrittspforte für Pilzsporen, Unterschlupf und Überwinterungsort für weitere Tierarten. Manchmal werden sie von baumbrütenden Vogelarten zur Nisthöhle erweitert. Für Naturbeobachter ist es also interessant, die weitere Entwicklung dieses Naturschauspiels aufmerksam zu verfolgen.
Die Bäume sind durch die Löcher nicht akut gefährdet. In der Regel ist der Wasser- und Nährstofftransport durch das verbleibende Holz gesichert. Allerdings können über die Verletzungen holzzersetzende Pilze eindringen. Mittelfristig würde darunter die Stabilität des Baumes leiden. Nur anhand der Fotos ist das bei Ihren Bäumen aber nicht einzuschätzen. Wir raten Ihnen, die Bäume künftig gelegentlich auf ihre Standfestigkeit und morsche Äste zu prüfen und abbruchgefährdete Partien rechtzeitig zu entfernen.
(Folge 19-2021)