Die von Ihnen eingereichte Probe enthielt in sehr großer Zahl Staubläuse (Insecta: Psocoptera). Diese Insekten, gelegentlich auch als Holz- oder Bücherläuse bezeichnet, werden meist nur etwa 1 bis 2 mm groß. Sie sind unscheinbar hell oder auch dunkler bräunlich gefärbt. Unter den etwa 90 heimischen Staublausarten finden sich Formen mit wohl entwickelten Flügeln, aber auch solche mit Stummelflügeln oder ganz ohne Flügel. Die bei Ihnen in Massen vorkommenden Staubläuse verfügen über gut entwickelte Vorder- und Hinterflügel. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um Vertreter der Gattung Lachesilla.
Sie kommen auch in Häusern vor. Dort findet man Staub- oder Bücherläuse vor allem in Räumen mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit. Als Nahrung dient den Tieren ein oft kaum sichtbarer Schimmelpilzrasen, der sich auf Tapeten, Büchern, Akten, Kornböden und ähnlichen Orten befindet. Auch an zu feuchten, muffigen Nahrungs- oder Futtermitteln kommt es gelegentlich zu Massenvermehrungen der kleinen unscheinbaren Staubläuse. Einige wenige Staub- oder Bücherläuse dürften sich wohl in nahezu jeder Wohnung und in jedem Stall finden. Eine Massenvermehrung ist jedoch ein sicheres Zeichen für ein zu feuchtes Raumklima.
In Ihrem konkreten Fall dürfte die Luftfeuchtigkeit in der gedämmten Lagerhalle insgesamt zu hoch sein. Wahrscheinlich wachsen Schimmelpilze sowohl auf der Dämmung als auch auf dem Getreide. Sie liefern den Staubläusen eine gute Nahrungsgrundlage. Um die Staubläuse zu bekämpfen, reicht es zumeist aus, die Feuchte der Raumluft zu senken. Lüften und Heizen der betreffenden Räume ist also angezeigt, um das Wachstum der Schimmelpilze zu begrenzen. Eine chemische Bekämpfung der Staubläuse ist dann meistens nicht erforderlich. Im konkreten Fall wäre allerdings zu überlegen, ob nicht zusätzlich ein zugelassenes Insektizid eingesetzt wird, um den Besatz einmalig drastisch zu reduzieren.
(Folge 30-2021)