Die vorgelegte Probe enthielt ein Männchen und ein Weibchen der Roten Mauerbiene Osmia bicornis (= O. rufa Linne 1758). Mauerbienen der Gattung Osmia sind Hautflügler aus der Überfamilie der Bienen (Apoidea), von denen in Deutschland mehr als 45 verschiedene Arten vorkommen.
Grundsätzlich unterscheiden sich Bienen von anderen Stechimmen, also Ameisen, Falten-, Weg-, Grabwespen und anderen, durch die Ernährung der Larven. Während die Larven der meisten Stechimmen sich von Insekten- oder Spinnenfleisch ernähren, das die Elterntiere eintragen, leben Bienenlarven ausschließlich von pflanzlicher Kost, einem Gemisch aus Nektar und Pollen. Dies gilt sowohl für die einzeln oder gesellig lebenden Arten als auch für die Staaten bildenden Bienen (Honigbiene, Hummeln).
Die auch als Rote Mauerbiene bezeichnete Osmia bicornis wird 8 bis 13 mm groß und verfügt über eine dichte graubraun behaarte Brust sowie eine orangefarbene Behaarung an den ersten drei Segmenten des Hinterleibs. Die Weibchen tragen zwei Gesichtshörner und sind kaum zu verwechseln.
In Mitteleuropa ist diese Bienenart häufig und fliegt von März bis Juni. Sie legt die Brutzellen in allen möglichen Hohlräumen an, sowohl in Holz als auch in Mauerfugen und unter Steinen, wobei die Brutzellen mit feuchter Erde gebildet und verschlossen werden.
Im Allgemeinen nutzt die Mauerbiene bereits vorhandene Hohlräume in den Mörtelfugen von Ziegelwänden, in Fensterfugen oder in Holzsparren, um dort ihre Nester anzulegen. Alle Bienen sind bei uns besonders geschützt und leisten durch ihre Bestäubungsleistung unschätzbare Dienste in Landwirtschaft und Gartenbau. Insofern sollten Sie Mauerbienen wohlwollend begegnen. Bei einem zahlreichen Auftreten kann es aber gelegentlich zu einer Schädigung des Mauerwerks oder des verbauten Holzes kommen. In einem solchen Fall sind unter Umständen Maßnahmen zu ergreifen. Eine chemische Behandlung ist aber zumeist nicht zulässig und verspräche auch keine dauerhafte Reduktion des Besatzes. Im Allgemeinen dürfte es in einem solchen Fall ausreichen, befallene Mauerpartien mit neuem Mörtel zu verfugen, der mit einem höheren Zementanteil den Mauerbienen besser widerstehen kann.
(Folge 23-2020)