Ihre Vermutung ist zutreffend. Bei den vorgelegten Larven handelte es sich um die Engerlinge des Feldmaikäfers (Melolontha melolontha). Bei uns in Westfalen dauert die Entwicklung des Feldmaikäfers vom Ei bis zum geschlechtsreifen Käfer im Allgemeinen vier Jahre.
Etwa zur Zeit der Kastanienblüte verlassen die Maikäfer ihre Überwinterungsquartiere im Boden und beginnen dann in der Dämmerung mit Orientierungsflügen. Nach dem Reifungsfraß an Laubbäumen und nach der Begattung fliegen die Weibchen zurück zu den Feldern, in denen sie sich entwickelten, graben sich 10 bis 30 cm tief in den Boden ein und legen ihre Eier in Gelegen von ca. 12 bis 36 Stück ab. Oft legen sie ein zweites Gelege ab, nur selten ein drittes. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Eilarven. Den Winter überdauert das erste Larvenstadium in einer Tiefe von ca. 15 bis 50 cm im Boden. Im Frühjahr des ersten Jahres nach dem Flug beginnen die Larven etwa im April erneut mit ihrer Fraßtätigkeit und häuten sich dann im Sommer zum zweiten Larvenstadium. Im Spätherbst wandern diese Engerlinge des zweiten Larvenstadiums in tiefere Bodenschichten und überwintern dort. Das zweite Jahr nach dem Flug stellt das Hauptfraßjahr dar. Ab April finden sich die Engerlinge zum Fraß in oberen Bodenschichten ein, häuten sich im Sommer zum dritten Larvenstadium und fressen bis in den Spätherbst weiter an nahezu allen Wurzeln in ihrer Reichweite. Dann wandern die Altlarven zur erneuten Überwinterung wieder in tiefere Bodenschichten. Im dritten Jahr nach dem Flug erfolgt zumeist nur noch ein geringerer Fraß der Engerlinge bis etwa Ende Juni, dann wandern sie zur Verpuppung in tiefere Bodenschichten, der Käfer schlüpft dann noch im August, verbleibt aber bis zum nächsten Frühjahr im Boden. Wenn dann die Käfer im Mai wieder den Boden verlassen, ist der vierjährige Entwicklungszyklus abgeschlossen.
Die Fraßschäden der Käfer an Laubbäumen sind zumeist nicht so gravierend, da die verlorene Blattmasse mit dem Johannistrieb weitgehend ersetzt werden kann. Die Engerlinge der Maikäfer können demgegenüber ganz erhebliche Fraßschäden an den unterirdischen Pflanzenorganen hervorrufen. Insbesondere in mehrjährigen Kulturen, in Baumschulquartieren, auf Erdbeer- und Spargelfeldern, in Obstanlagen, Weinbergen und Forstkulturen, aber auch in Haus- und Kleingärten können die gefräßigen Engerlinge ganze Bestände gefährden. Bei ihrem Zerstörungswerk scheinen die Larven keine besonderen Vorlieben zu haben, sie vertilgen die Wurzeln von nahezu allen krautigen und holzigen Pflanzen.
Chemische Verfahren zur Bekämpfung der Maikäferengerlinge im Boden sind gegenwärtig nicht zugelassen. Es stehen also nur mechanische oder biologische Maßnahmen für eine Bekämpfung zu Gebote. Durch Pflügen oder Umgraben können die Engerlinge in der warmen Jahreszeit an die Bodenoberfläche geholt werden, wo sie dann abgesammelt oder von Vögeln weggefressen werden können. Durch intensives Fräsen kann ein erheblicher Teil der Engerlinge abgetötet werden. Darüber hinaus könnte die Eiablage der Käfer im Mai möglicherweise verhindert werden, wenn der Boden dicht mit Pflanzen oder Bodendeckern bestanden ist. Das an der Bodenoberfläche deutlich kühlere und feuchtere Kleinklima dürfte für die Käferweibchen nicht attraktiv sein. Verfahren zur biologischen Bekämpfung der Engerlinge, etwa mit dem entomopathogenen Pilz Beauveria brongniartii, sind bei uns im nördlichen Mitteleuropa über das Versuchsstadium bisher nicht hinausgekommen.