Bei ausschließlichem Befall mit Engerlingen ist der Einsatz des Insektizids „Steward“ nicht erlaubt! Aufgrund der Wirkungsweise des Kontaktinsektizids ist zudem auch keine hinreichende Wirkung gegen Engerlinge gegeben.
Im Gegensatz zur Tipula-Larve frisst der Engerling nur unterirdisch an den Wurzeln und ist daher grundsätzlich schwerer zu bekämpfen. Gleichzeitig sollten Sie beachten, dass Engerlinge auf den derzeitigen Starkbefallsflächen bereits im L2-Stadium sind. In diesem Larvenstadium, also Spätsommer 2020, wurde der Hauptschaden verursacht. Nach Erfahrungen aus Österreich und Bayern verpuppen sich diese Engerlinge im Jahr 2021 und schädigen die Grünlandflächen daher nur noch gering. Die Käfer fliegen dann wieder aus und der Kreislauf beginnt von Neuem. Somit findet, abhängig von der Witterung, ein Flächenschaden durch Engerlinge meist alle drei bis vier Jahre statt.
Als mechanische Bekämpfung bei Überschreitung der kritischen Befallszahl von 40 Engerlingen/m2 wird derzeit die zweimalige Bearbeitung des oberen Bodenhorizontes (8 bis 10 cm) mit Kreiselgrubber, Zinkenrotor (Fräse wegen erhöhter Erosionsgefahr nicht in Hanglagen) innerhalb von ein bis drei Tagen bei möglichst intensiver Sonneneinstrahlung empfohlen. Damit wird sowohl durch Schlag- und Quetschwirkung der rotierenden Werkzeuge als auch durch die UV-Strahlen sowie durch Vogelfraß ein Großteil der Engerlinge abgetötet. Anschließend kann entsprechend eine Neuansaat mit Walzgang folgen.
Diese flächige Bearbeitung muss vorher im Rahmen der Anerkennung eines Falles „höherer Gewalt“ beantragt und durch die jeweilige Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW genehmigt werden!
Versuche mit verschiedenen Bekämpfungsverfahren gegen Engerlinge sind durch die Landwirtschaftskammer für das Frühjahr 2021 geplant. Als beste Vorbeugung gegen einen Engerling-, aber auch Tipula-Befall gelten dichte, gräserreiche Grünlandnarben, weil diese weniger attraktiv für die Eiablage der Käfer bzw. der Schnaken sind. Zudem kann eine leistungsfähige Grünlandnarbe in „normalen“ Jahren aufgrund hoher Wachstumsraten die Fraßschäden dieser Schadlarven häufig kompensieren.
(Folge 47-2020)