Die eingesandte Probe enthielt etwa 30 tote Wespen, bei denen es sich um Arbeiterinnen der Deutschen Wespe (Vespula germanica) handelte. Zusammen mit der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) gehört die Deutsche Wespe zu unseren häufigsten Vertretern der Faltenwespen. Insgesamt ist die Familie der Faltenwespen (Vespidae) in Deutschland mit etwa 80 Arten vertreten, die sich allesamt durch die Fähigkeit auszeichnen, dass sie ihre Hautflügel in Längsrichtung falten können.
Die Mehrzahl der Faltenwespen, wie die solitär lebenden Lehmwespen (Eumeninae) oder die Feldwespen (Polistinae), wird von uns nur selten wahrgenommen und ihre Vertreter werden dem Menschen auch nicht lästig. Etwas anders ist dies bei den Echten Faltenwespen (Vespinae), insbesondere den beiden genannten Arten der Deutschen und der Gemeinen Wespe.
Nur die begatteten Königinnen dieser Kurzkopfwespen überdauern den Winter und suchen im zeitigen Frühjahr in Höhlungen oder irgendwie umschlossenen Räumen einen Platz, an dem sie ihr Nest begründen können. Nachdem die Königin mit dem Nestbau begonnen hat, legt sie erste Eier in separate Zellen der von ihr gebauten Wabe. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, kann die Königin sich ganz auf die Eiablage konzentrieren, während die neu hinzukommenden Arbeiterinnen mit Bautätigkeit, Futtersuche und Larvenfütterung beschäftigt sind. So können im Laufe eines Sommers sehr individuenreiche Nester mit oft deutlich mehr als tausend Einzeltieren entstehen.
Hinsichtlich ihrer Lebensweise sind die beiden Wespenarten sich sehr ähnlich. Morphologisch gibt es einige kleine Unterschiede. So weist der Kopfschild bei der Deutschen Wespe in der Regel drei schwarze Punkte auf, während er bei der Gemeinen Wespe durch einen größeren schwarzen Fleck in Ankerform ausgezeichnet ist. Weiterhin ist die Schläfe, also der Kopfbereich hinter den Augen, bei der Deutschen Wespe durchgängig gelb, bei der Gemeinen Wespe hingegen von einem schwarzen Fleck unterbrochen.
Im konkreten Fall finden Sie die Wespen in größerer Zahl im Raum auf der Fensterbank. Wahrscheinlich sind die Wespen also ins Haus gekommen und haben dann den Weg zurück nicht gefunden. Wespen orientieren sich zum Licht hin. Wenn das Fenster verschlossen ist, können sie dort verhungern und bleiben auf der Fensterbank liegen. Da relativ viele Wespen ins Haus gelangt sind, könnte dies bedeuten, dass sie in der Nähe ihr Nest haben. Diese befinden sich mitunter in den Isolierschichten von zweischaligem Mauerwerk oder auch in Rollladenkästen. Es könnte allerdings auch sein, dass die Wespen von einem besonders attraktiven Nahrungsangebot ins Haus gelockt wurden. Hier wäre an Süßspeisen, vergorene Früchte, aber auch Fleisch zu denken. Ob Gegenmaßnahmen erforderlich werden, müssten Sie im Einzelfall überlegen.
(Folge 39-2019)