Bei der von Ihnen fotografierten Raupe dürfte es sich um die Larve eines Schwärmers (Lepidoptera: Sphingidae) handeln. In Deutschland kommen etwa 20 Schwärmerarten vor, weltweit sind es sogar etwa 1200.
Die Larven dieser großen Schmetterlinge sind alle ausgezeichnet durch ein Analhorn auf dem 11. Hinterleibssegment, das bei einigen Arten auffallend bunt ist. Die von Ihnen beobachtete Larve hat ein blaues Analhorn sowie eine dunkelgraublaue Haut, die eine regelmäßige Struktur an hellen Punkten aufweist. Querbänder kennzeichnen die einzelnen Segmente der Raupe, die Zeichnung der Körperseiten ist hingegen kaum zu sehen. Unter den heimischen Schwärmerarten verfügt das Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata) über ein bläuliches Analhorn, allerdings sind deren Larven von eher grünlicher Farbe. Darüber hinaus ist das Analhorn der Larve des Taubenschwänzchens (Macroglossum stellatarum) ebenfalls von bläulicher Farbe, jedoch durch eine rötliche oder bräunliche Spitze unterscheidbar. Aufgrund der körnigen Hautstrukturen sowie des blauen Analhorns handelt es sich bei der Larve deshalb wahrscheinlich um die Raupe des Lindenschwärmers (Mimas tiliae L.) .
Der Lindenschwärmer ist in Mitteleuropa nicht selten und auch kein ganz kleiner Falter. Die Flügel erreichen eine Länge von jeweils 30 bis 40 mm und weisen eine recht variable Zeichnung aus unterschiedlichen Braun- und Grüntönen auf.
Die Tiere erscheinen von Mai bis Juli und nach der Kopulation legen die Weibchen ihre Eier in ältere Lindenbäume ab. Es werden aber wohl auch Birken, Kirschen, Ulmen und andere Laubgehölze angenommen. Die Raupen fressen dann von Juni bis August vom Laub der Bäume und wandern anschließend hinunter auf den Erdboden, wo sie sich in die obere Bodenschicht eingraben, sich verpuppen und in diesem Stadium überwintern. Im Mai des Folgejahres schlüpft dann die nächste Faltergeneration und der Kreislauf des Lebens beginnt von Neuem.