Die Bekämpfung etablierter Rattenpopulationen sollte immer von einem erfahrenen Schädlingsbekämpfer durchgeführt werden. Nach einer gründlichen Inspektion kennt er die Schlupfwinkel und Futterstellen und er weiß genau, an welchen Stellen er mit welchen Mitteln zum Erfolg kommt. Darüber hinaus kann er wertvolle Hinweise geben, wie einem erneuten Befall vorgebeugt werden kann.
Treten Ratten außerhalb von Gebäuden auf, handelt es sich in unseren Breiten fast immer um Wanderratten (Rattus norvegicus). Damit sich die Tiere ansiedeln und vermehren können, benötigen sie auf engem Raum drei Dinge: Futter, Wasser und geschützte Bereiche zum Nestbau, z. B. unter Buschwerk, in Kompost-, Holz- und Steinhaufen oder in Stroh- und Heulagern. Zur Vorbeugung eines Befalls und auch als begleitende Maßnahme während einer Bekämpfung sollten zuerst immer die Futterquellen beseitigt werden. Lagern Sie Hühnerfutter oder Zusatzfutter für Schafe in dicht verschließbaren Behältern, etwa in Kunststofftonnen. Füttern Sie nur tagsüber und möglichst nur in Futterschalen, damit Sie überschüssiges Futter über Nacht wegnehmen und für Ratten unzugänglich aufbewahren können. Dichten Sie Stallungen und Gehege so gut wie möglich gegen Ratten ab. Das plötzliche Versiegen bekannter Futterstellen reicht manchmal schon aus, dass Ratten aus diesen Bereichen abwandern.
Sollte dennoch eine Bekämpfung nötig sein und Schlagfallen als alternative Bekämpfungsmethode ausscheiden, werden in der Regel Fraßköder mit blutgerinnungshemmenden Wirkstoffen eingesetzt. Zu diesen Wirkstoffen gehört auch Coumatetralyl, welches in dem von Ihnen eingesetzten Fraßköder enthalten ist. Dieser Wirkstoff muss von den Ratten über mehrere Tage aufgenommen werden, bis die wirksame Dosis erreicht ist. In Köderboxen sollte deshalb immer so viel Köder ausgelegt werden, dass er über Nacht bzw. zwischen den Kontrollen nicht vollständig weggefressen werden kann. Schüttköder auf Basis von Haferflocken oder Weizen werden von Wanderratten lieber angenommen als Blockköder.
Wenn der Fraßköder gut angenommen wird, sich aber nach etwa zwei bis drei Wochen immer noch kein merklicher Erfolg einstellt, sind die Ratten möglicherweise resistent gegen den eingesetzten Wirkstoff. Diese Resistenz ist erblich bedingt und von Geburt an wirksam. Sie wird von den Ratten nicht im Laufe ihres Lebens, etwa durch die wiederholte Aufnahme geringer Ködermengen, erworben. Bei hinreichendem Verdacht auf resistente Ratten werden höher potente Wirkstoffe, z. B. Brodifacoum, eingesetzt. Bei diesen Wirkstoffen reicht in der Regel schon eine einmalige geringe Köderaufnahme aus und die Tiere verenden nach etwa drei bis fünf Tagen. Solche hochpotenten Wirkstoffe dürfen jedoch nur noch von Personen mit entsprechender Sachkunde, etwa staatlich geprüften Schädlingsbekämpfern, erworben und eingesetzt werden.
(Folge 41-2019)