Nisthilfe für Wildbienen zerstört

Ich habe in meinem Schrebergarten an die Südwand unseres Geräteschuppens Nisthilfen für Wildbienen aufgehangen. Darunter auch einige Holzstücke, die ich mit Bohrungen versehen habe, um hier Wildbienen Nistplatz zu bieten. Als wir nun nach dem Winter zum Frühjahrsputz wieder in den Garten kamen, waren einige der Holzstücke zerstört. Die Nistgänge waren trichterförmig aufgebrochen und die überwinternden Bienen herausgefressen. Welchem Tier verdanken wir diese Zerstörung und wie kann ich meine Nisthilfen für die wichtigen Bestäuber schützen?

Wildbienennester werden gern von Spechten zerstört und die Brut gefressen. Spechte ernähren sich nicht nur von Borkenkäfern, was uns Menschen freut, sondern auch von der Brut der Wildbienen, die sie aus den Nistgängen mit ihrer langen Zunge angeln, nachdem sie die Gänge weit trichterförmig eröffnet haben.

Viele Wildbienenarten nutzen Hohlräume im abgestorbenen Holz, um hier ihre Nester anzulegen. Oft werden die Fraßgänge von vielerlei Holzschädlingen genutzt, von Borkenkäfern bis hin zu Holzwespen. Manche Wildbienen fertigen ihre Gänge auch selbst an, zum Beispiel die große Holzbiene. Ein natürlicher Wald, mit alten und abgestorbenen, neben jungen, nachwachsenden Bäumen, ist also für den Schutz der Wildbienen unerlässlich. Wer Holzschädlinge bekämpft, verringert dadurch die Zahl möglicher Brutgänge für Wildbienen. Nun ist es sinnvoll, jenen Wildbienen, die Fraßgänge im Holz zur Fertigung ihrer Nistgänge nutzen, Nisthilfen anzubieten. Aber so wie Holzschädlinge Lebensraum für Wildbienen schaffen, so sind die Wildbienen selbst Grundlage für den Bestand anderer Tiere.

Wir müssen uns bewusst machen, dass in der Natur alles von allem lebt und wir uns von Bewertungen wie nützlich, schädlich oder gut und schlecht, schützenwert oder zu bekämpfen, trennen müssen. Wildbienenschutz geht nicht ohne Fraßgänge des Borkenkäfers und Spechtschutz nicht ohne die Förderung der Wildbienen. So freuen wir uns, dass Schwalben viele Fliegen und Mücken fangen und bedauern, dass die Zahl der Schwalben rückläufig ist, weil es neben dem Nistplatzmangel für sie auch nicht mehr genug Insekten als Nahrung gibt. Wildbienen – und auch Honigbienen – gehören aber auch zum Speiseplan der Schwalben. Wildbienen-Nisthilfen aufzuhängen, ist die Grundlage für sinnvollen Schwalbenschutz.

Für einen ökologisch denkenden Menschen ist es daher wenig verständlich, wenn Wildbienen-Nisthilfen mit Maschendraht gegen Sprechtfraß geschützt werden und Gegenspieler der Wildbienen wie parasitische Schlupfwespen, Kuckucksbienen oder Goldwespen an Nisthilfen ungern gesehen werden.

Der Einsenderin der Frage ist daher Mut zu machen, die zerstörerische Arbeit des Spechtes als Teil des ökologischen Gefüges hinzunehmen und durch Erneuerung der Nisthilfen Wildbienen und Specht die Lebensgrundlagen zu sichern.

(Folge 17-2019)