Wochenblatt-Leser Werner K. in N. fragt: In meinem Sauenstall machen sich massenhaft Insekten breit, die ähnlich wie Bienen aussehen. Sie sitzen vor allem im Fenster. Woher kommen diese? Um welche Insekten handelt es sich und richten sie Schaden an?
Insektenexperte Dr. Michael Klenner vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW gibt Antwort: In Ihrer Probe fanden sich zwei Exemplare der Schlammfliege Eristalis tenax (L.). Wegen ihres bienenähnlichen Aussehens wird sie auch als Mistbiene bezeichnet. Die braune Mittelbrust dieser Schwebfliege ist graugelb behaart, das Schildchen gelblich und der schwarze Hinterleib weist an der Basis eine rotgelbe Zeichnung auf.
Rattenschwanzlarven in der Gülle
Wahrscheinlich kommen die Fliegen aus Ihrer Güllegrube. Denn die Weibchen nutzen die Schwimmdecke der Gülle im Frühjahr gern für die Eiablage. Sie bevorzugen kotreiche Gewässer, Misthaufen oder Faulschlamm an den Rändern von Schlammpfützen.
Die Larven holen durch ein bis zu 4 cm langes, blutdruckgesteuertes Atemrohr Luft. Daher werden sie auch als Rattenschwanzlarven bezeichnet. Sie ernähren sich von verfaulendem Pflanzenmaterial, feinen organischen Resten und Bakterien. Zur Verpuppung wandern die Rattenschwanzlarven aus der Güllegrube in eine trockenere Umgebung. Hierbei können sie recht lästig fallen, weil sie bei ihrer Suche auch in Häusern auftauchen.
Schlammfliegen am Fenster
Nach dem Schlüpfen findet man die adulten Fliegen auf Blüten, mitunter aber auch an Fenstern – oft in großer Zahl.
Weder Larven noch Fliegen sind schädlich. Sie fressen lediglich im Schlamm oder halten sich auf Blüten auf. Deshalb ist es im Allgemeinen nicht notwendig, sie zu bekämpfen. Auf viehhaltenden Höfen werden jedoch gelegentlich große Massen an Schlammfliegenlarven sehr lästig. Um diese zu dezimieren, gibt es verschiedene Alternativen:
Wenn es zeitlich passt, sollte die Gülle rechtzeitig ausgefahren werden. Damit wird ein Großteil der Larven ausgeschwemmt.
Rühren, Ausfahren und Alzogur gegen Larven
Flüssiges Cyanamid in der Gülle tötet Schlammfliegenlarven sowie andere Schädlinge oder Parasiten in der Gülle. Das betrifft Fliegeneier und -larven, Leberegeleier oder Larven von Magen- und Darmparasiten. Dazu mischt man 1 l Alzogur (Handelsname) mit 1 m³ Gülle. Um jede Gefährdung von Mensch und Vieh zu vermeiden, beachten Sie bei Verwendung von Alzogur genau die Gebrauchsanweisung!
Regelmäßiges Rühren der Gülle zerstört die Schwimmdecke. Dadurch verringert sich der Besatz an Rattenschwanzlarven.
Ob der Larvendruck zu hoch ist und welche Maßnahmen passen, sollten Sie vor Ort entscheiden.
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(Folge 40-2022)