Auf den von Ihnen eingesandten Fotos sind Larven von Blatthornkäfern abgebildet (Coleoptera, Scarabaeidae). Da Sie deren Größe mit ca. 5 bis 6 cm angeben, kann es sich nur um solche des Maikäfers handeln. In Mitteleuropa kommen zwei verschiedene Maikäferarten vor, der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha) und der Waldmaikäfer (M. hippocastani). Bei uns in Westfalen, wo wir hauptsächlich den Feldmaikäfer vorfinden, dauert die Entwicklung vom Ei bis zum geschlechtsreifen Käfer im Allgemeinen vier Jahre.
Für die Eiablage bevorzugen die Maikäferweibchen tiefgründige, lockere und humusreiche Böden mit einer spärlichen Pflanzendecke. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Eilarven, leben zunächst noch gesellig und ernähren sich von feinen Wurzeln. Das zweite Jahr nach dem Flug stellt das Hauptfraßjahr dar. Ab April finden sich die Engerlinge zum Fraß in oberen Bodenschichten ein. Massenvermehrungen des Maikäfers waren zuletzt in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu verzeichnen gewesen. Bis zum Anfang der 90er-Jahre galten Maikäfer dann, nicht zuletzt infolge des Einsatzes wirksamer Bodeninsektizide, zeitweilig als beinahe ausgestorben. Seither konnte eine Zunahme der Maikäferpopulationen auch bei uns in Westfalen beobachtet werden.
Die Fraßschäden der Käfer an Laubbäumen sind zumeist nicht so gravierend, da die verlorene Blattmasse mit dem Johannistrieb weitgehend ersetzt werden kann. Die als Engerlinge bezeichneten Larven der Maikäfer können demgegenüber ganz erhebliche Fraßschäden an den unterirdischen Pflanzenorganen hervorrufen. Insbesondere in mehrjährigen Kulturen, in Baumschulquartieren, auf Erdbeer- und Spargelfeldern, in Obstanlagen, Weinbergen und Forstkulturen, aber auch in Haus- und Kleingärten können die gefräßigen Engerlinge ganze Bestände gefährden. Bei ihrem Zerstörungswerk scheinen die Larven keine besonderen Vorlieben zu haben, sie vertilgen nahezu alle krautigen und holzigen Pflanzen.
Zufriedenstellende Verfahren zur Bekämpfung der Maikäferengerlinge im Boden sind gegenwärtig nicht verfügbar. Es gibt keine zugelassenen Bodeninsektizide zur chemischen Bekämpfung der im Boden aktiven Maikäferlarven. Es stehen also nur mechanische oder biologische Maßnahmen für eine Bekämpfung zur Verfügung. Durch Pflügen oder Umgraben können die Engerlinge an die Bodenoberfläche geholt werden, wo sie dann abgesammelt oder von Vögeln weggefressen werden können. Durch intensives Fräsen kann ein erheblicher Teil der Engerlinge abgetötet werden. Bestimmte Verfahren, etwa die biologische Bekämpfung der Engerlinge mit dem entomopathogenen Pilz Beauveria brongniartii oder die mechanische Verhinderung des Engerlingbefalls mit speziellen Schutznetzen, sind bei uns über das Versuchsstadium nicht hinausgekommen.