Leider sind Leimringe zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners nicht geeignet. Dies ist in der Biologie und dem Lebenszyklus dieser Schmetterlingsart begründet.
Die Weibchen des Eichenprozessionsspinners legen nach der Begattung im Spätsommer ihre Eier in Paketen auf der Rinde zwei- bis dreijähriger Triebe im oberen Kronenbereich der Eichen ab. Im darauffolgenden Frühjahr schlüpfen daraus die jungen Raupen. Sie fressen die Blätter an den jungen Trieben und häuten sich auch dort oben zum ersten Mal. Erst nach der zweiten Häutung (= im dritten Larvenstadium = L3) wandern sie weiter auf dem Baum umher und beginnen, sich tagsüber in Nestern zu sammeln. Diese Nester befinden sich häufig unter stärkeren Ästen oder am Stamm.
Ab dem dritten Larvenstadium beginnt aber auch die Ausbildung der sogenannten Brennhaare, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Da man die Produktion dieser Brennhaare möglichst verhindern möchte, ist eine frühzeitige Bekämpfung der jungen Raupen im ersten (L1) und zweiten (L2) Larvenstadium ratsam. Um den Stamm oder dickere Äste gelegte Leimringe sind jedoch wirkungslos gegen Raupen, die sich an dünnen Trieben in der Oberkrone aufhalten.
Selbst wenn einige ältere Raupen bei ihren Wanderungen an Leimringen festkleben würden, würden sie rasch Brücken bilden, auf denen die vielen anderen Raupen bei ihren Prozessionen die Leimringe gefahrlos überqueren könnten. Da jede Raupe bis zum letzten, dem sechsten Larvenstadium (L6) bis zu 600.000 Brennhaare ausbilden kann, würde der Verlust weniger Raupen auf Leimringen den Befall an Ihrer Eiche nicht verringern. Hinzu kommt, dass die Giftwirkung der Brennhaare über mehrere Jahre erhalten bleibt. Beim Anlegen von Leimringen können Sie sich mit an der Rinde haftenden Brennhaaren vom vergangenen Jahr kontaminieren. Daher empfehlen wir Ihnen, rechtzeitig eine Bekämpfung der jungen Raupen durch eine professionelle Bekämpfungsfirma (etwa Baumpflege oder Schädlingsbekämpfung) durchführen zu lassen.
(Folge 16-2019)