Bei den hier vorgelegten Tieren handelte es sich nicht um Fliegen, sondern um Schmetterlingsmücken (Psychodidae). Mücken gehören zwar auch zur Ordnung der Zweiflügler, verfügen im Gegensatz zu den Fliegen aber über fadenförmige Fühler und beißende Mundwerkzeuge im Larvenstadium. Die Schmetterlingsmücken sind in Deutschland mit verschiedenen zum Teil artenreichen Gattungen vertreten (Psychoda, Pericoma). Es sind kleine, zumeist dicht behaarte Insekten, die in gewisser Weise Motten gleichen, worauf ihr deutscher Name hinweist. Die Flügel sind durch eine charakteristische Äderung ausgezeichnet und werden in Ruhe dachförmig gehalten, die Fühler sind von perlschnurartigem Aussehen. Schmetterlingsmücken können recht gut laufen, fliegen jedoch eher unbeholfen. Die Larven dieser Mücken verfügen über ein Atemrohr am hinteren Körperende und auf der Rückenseite über Skleritplatten und spärliche Borsten. Die Larven der Gattung Psychoda finden sich überall da, wo sie faulende organische Substanz und Wasser vorfinden. In den Ausgüssen von Wasserleitungen, in Bodenabflüssen, in Badezimmern, Toiletten und Aborten. Man findet die Tiere aber auch in tierischen Exkrementen, im Dung von Rindern und anderem Vieh sowie auf Misthaufen. Die adulten Schmetterlingsmücken findet man oft in der Nähe dieser Brutstätten und bei Beunruhigung fliegen sie meist nur ein kurzes Stück zur Seite, was ein wenig an einen Sprung erinnert. Schmetterlingsmücken können nicht stechen, saugen also auch kein Blut und werden deshalb nicht als Hygieneschädlinge eingestuft. Bei Massenauftreten sind sie aber zweifelsohne lästig.
Da die Tiere vermehrt in Ihrem Stall auftauchen, ist anzunehmen, dass die Larven sich in Güllekanälen und -gruben oder an ähnlichen Orten aufhalten. Im Haushalt (Badezimmer, Kellerräume, Bodenabflüsse usw.) kann durch den Einsatz schärferer, insbesondere chlorhaltiger Rohrreiniger ein Besatz mit Schmetterlingsmücken zumeist getilgt werden. Im Stall können verschiedene Insektenlarven, aber auch andere Schädlinge bzw. Parasiten, die sich in der Gülle befinden, durch das Einbringen von flüssigem Cyanamid in die Gülle (Handelsname Alzogur, Aufwandmenge 1 l/m3) abgetötet werden. Um jede Gefährdung von Mensch und Vieh zu vermeiden, beachten Sie bei der Verwendung von Alzogur bitte genau die Gebrauchsanweisung. Die Güllefliege, die sich in Ihren Stallungen gut etabliert hat, dürfte durch eine Behandlung mit Alzogur allerdings miterfasst werden. Deshalb sollten Sie vielleicht zunächst mechanische Reinigungsverfahren ergreifen, um die Schmetterlingsmücken zu dezimieren und die Güllefliege zu schonen. Zur Verhinderung einer Massenentwicklung von Mücken- oder Fliegenarten, deren Larven in feuchter Umgebung leben, ist vor allem ein rechtzeitiges Abfahren der Gülle hilfreich (soweit möglich). So wird ein Großteil der Larven ausgeschwemmt. Auch ein Zerstören der Schwimmdecke in Güllegruben durch regelmäßiges Rühren führt zu einer Verringerung des Larvenbesatzes, denn die Larven können ertrinken, wenn sie von dem Rührstrom zu lange untergetaucht werden. Darüber hinaus kann die Anwendung eines Hochdruckreinigers oder das Verbrühen mit heißem Wasser den Larvenbesatz reduzieren.