Wochenblatt-Leserin Linda-Maria L. fragt: Bereits zum Jahreswechsel habe ich Honigbienen beim Flug beobachten können. Das Thermometer zeigte an dem Tag 17 °C. Wie sind solche „Warmphasen“ im Winter aus imkerlicher Sicht zu bewerten? Auf was sollten Imker nun besonders achten?
Dr. Werner Mühlen, Bienenexperte aus Bad Sassendorf, antwortet: Bienen sind Sonnenkinder. Bei Temperaturen von mehr als 12 °C beginnen sie im Stock aktiv zu werden. Bei 17 °C, wie zum Jahreswechsel, fliegen sie und suchen Nahrung in Form von Nektar und Pollen. Da vielerorts schon die Hasel blüht, lassen sich bei diesen warmen Temperaturen Bienen dort beim Pollensammeln beobachten.
20 kg Futter über den Winter
Hält die Wärme über Tage an, beginnt die Königin mit der Eiablage und die Bienen müssen die Brut vor allem mit eiweißreichen Pollen füttern können. Bei einer kontinuierlichen Frühjahrsentwicklung blühen nach der Hasel die Weiden, Schneeglöckchen und Krokusse. Gibt es allerdings einen erneuten Wintereinbruch mit Temperaturen deutlich unter 12 °C, hungern die Bienen und die Brut stirbt ab. Jetzt sind die Völker gefährdet und können noch verhungern, wenn der Imker zum Winter hin zu wenig eingefüttert hat. Die Bienen benötigen etwa 20 kg Futter in Form von Honig oder Zuckersirup, um über den Winter zu kommen.
Der Klimawandel macht es dem Imker schwer, die richtige Futtermenge zu geben, da an warmen Herbsttagen die Bienen noch auf spätblühenden Flächen Nahrung finden und eintragen. Ist dann zu viel Honig im Volk, kann der Wabenbau „verhonigen“ und die Bienen müssen auf kaltem Honig überdauern.
Im Spätherbst gegen Varroa behandeln
Ist es in der Natur zu warm, stellt die Königin das Brüten nicht ein. Die Varroamilbe vermehrt sich in der Brut der Bienen und schädigt damit die schlüpfenden Bienen. Hier ist es wichtig, dass der Imker im Spätherbst gegen die Varroa behandelt, um den Befall im Volk gering zu halten.
In den Völkern leben derzeit langlebige Winterbienen, die drei bis fünf Monate leben. Sie sterben im März/April ab und werden dann von kurzlebigen Sommerbienen, den Sammlerinnen, ersetzt. Diese werden jetzt im beginnenden Brutnest erbrütet und müssen vital und gesund sein. Warme Frühjahrstage begünstigen ihre Entwicklung. Wird es jetzt wieder für längere Zeit kälter, ist das für die Brutentwicklung gefährlich und schwächt die Völker.
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(Folge 2-2023)