Die hier vorgelegte Probe enthielt etwa ein Dutzend Exemplare des Getreidekapuziners Rhizopertha dominica (Fabr.). Dieser Käfer aus der Familie der Bohrkäfer (Bostrychidae) ist nur etwa 2 bis 3 mm groß und glänzend rötlich braun gefärbt. Typisch ist der kapuzenartig über den Kopf hinausgezogene Halsschild, der am Vorderrand gröber, am Hinterrand feiner gekörnt ist, außerdem die dreigliedrige, lose Fühlerkeule. Die zumeist in den Tropen heimischen Bohrkäfer gleichen hinsichtlich der Körperform ein wenig den bekannteren Borkenkäfern. Mit verschiedenen Handelsgütern pflanzlicher Herkunft wurde der Getreidekapuziner nach Mitteleuropa eingeschleppt. Da die Tiere ein relativ hohes Wärmebedürfnis haben, sind sie bei uns vor allem in Vorratslägern anzutreffen. Im Freiland kann sich die Art nicht dauerhaft halten. Die optimale Temperatur für die Entwicklung des Getreidekapuziners ist mit 34 °C recht hoch, der Entwicklungsnullpunkt liegt bei 16 °C. Die Tiere können aber wohl auch einige Tage Temperaturen um den Gefrierpunkt ertragen.
Die gesamte Entwicklung benötigt bei 28 °C in Weizenmehl etwa 40 Tage, in ganzen Körnern etwas weniger. Nach der Kopulation legen die Weibchen die Eier in Gruppen ab, insgesamt wohl mehrere hundert. Die Eilarven sind noch schlank und können sich gut fortbewegen, die späteren Larvenstadien sind hingegen engerlingsähnlich und eher plump, also an das Leben in einem Getreidekorn angepasst. Sowohl die Larven als auch die Käfer schädigen Getreide und ähnliche Vorratsgüter.
Für eine erfolgreiche Bekämpfung ist es zunächst erforderlich, die Brutstätte der Bohrkäfer zu finden. Konkret dürften sich die Tiere entweder direkt in der Küche oder einem angrenzenden Vorratsraum in Getreide oder ähnlichen Substraten entwickeln. In dem Fall sollte es ausreichen, die befallenen Vorratsgüter zu verwerfen, die Vorratsschränke und -behälter gründlich zu reinigen und anschließend neue Vorräte nur in dicht schließenden Behältnissen einzulagern. Es könnte allerdings auch sein, dass die Tiere aus einem nahe gelegenen Getreidelager oder Futtersilo einwandern. In dem Fall sollte die Bekämpfung natürlich dort beginnen, wobei gerade bei Befall mit dem Getreidekapuziner das Herunterkühlen des gelagerten Vorratsgutes eine gute Option ist.
(Folge 18-2019)