Bei warmem Wetter entwickeln sich mehr Fliegen. Auf dem Land, insbesondere auf Vieh haltenden Betrieben, kommt es immer wieder einmal zu Fliegenplagen.
In Abhängigkeit vom vorhandenen Substrat sind es verschiedene Fliegenfamilien, deren Arten zur Massenvermehrung neigen. So bevorzugen die Schmeißfliegen (Calliphoridae) Substrate tierischer Herkunft als Nahrung (z. B. Fleisch, Aas, Kadaver oder Kot von Fleischfressern), demgegenüber findet man die Fruchtfliegen (Drosophilidae) oft auf reifem und vergärendem Obst oder ähnlichen Substraten. Die Echten Fliegen (Muscidae) entwickeln sich vorzugsweise auf Substanzen pflanzlicher Herkunft, die in Zersetzung begriffen sind, also auf dem Dung oder Mist von Pflanzenfressern, auf Komposthaufen oder in Biotonnen.
Für ihre Entwicklung benötigen alle Fliegen eine feuchte und eher warme Umgebung. Im Laufe ihres Lebens, das in Wohnungen und Ställen bis zu 70 Tage dauern kann, im Freien aber zumeist deutlich kürzer ist, legt zum Beispiel ein Stubenfliegenweibchen bis zu 2000 Eier an geeigneten Substraten ab. Die Larvalentwicklung kann unter günstigen Bedingungen bereits nach einer Woche abgeschlossen sein. Wenn man bedenkt, dass sich in 1 kg Pferdemist bis zu 8000 Fliegenmaden entwickeln können, in der gleichen Menge Schweinekot sogar bis zu 15.000, wird klar, wie schnell es zu einer Massenvermehrung der Fliegen kommen kann. Am Ende der Fressphase verlassen die Larven dann meist das Nahrungssubstrat, reduzieren ihren Wassergehalt, entleeren ihren Darm und verpuppen sich an trockeneren Orten, wo man dann die geöffneten Puppenhüllen, aus denen die Fliegen geschlüpft sind, in größerer Anzahl finden kann.
Um Fliegenplagen zu verhindern, gilt es, die Brutstätten der Fliegen zu beseitigen. Als solche kommen größere Mist- oder Dunghaufen, Güllebassins mit Schwimmdecken, größere Komposthaufen, aber eben auch Biotonnen und Ähnliches infrage. Diese Brutstätte gilt es zu finden und dann die Fliegen zu bekämpfen oder ihnen die Entwicklungsgrundlage zu entziehen. Größere Mistmengen sollten auf die Äcker verteilt und möglichst umgehend in den Boden eingearbeitet werden. In Ställen und Güllegruben kann eine Fliegenbekämpfung mit dem Präparat Alzogur (Wirkstoff Cyanamid) erfolgen, wobei die Gebrauchsanweisung genau zu beachten ist. Für eine kurzfristige Reduktion des Fliegenbesatzes können Insektizide eingesetzt werden.
In vielen, insbesondere biologisch arbeitenden Betrieben hat sich darüber hinaus der Einsatz der Güllefliege (Ophyra sp.) bewährt. Die Larven dieser Fliege fressen die Larven der Stubenfliegen und führen so zu einer erheblichen Verringerung der Stubenfliegen im Stall. Die Güllefliegen selbst halten sich zumeist in den dunklen Güllekanälen auf, stören also weder Tier noch Mensch. Für ein erfolgreiches Kleinhalten der Fliegenpopulation ist es letztlich jedoch entscheidend, dass geeignete Brutstätten in Haus, Hof und Stall möglichst entfernt bzw. ihr Entstehen nicht zugelassen wird.
Fliegengitter an Fenstern und Türen können den Fliegen das Eindringen ins Haus sicherlich deutlich erschweren. In gewissem Umfang sind Fliegen in ländlicher Umgebung aber wohl zu tolerieren, effektive Gegenmaßnahmen setzen jedenfalls immer an den Brutstätten an.
(Folge 23-2020)