Die hier vorgelegte Probe enthielt den Kleinen Wespenbock Molorchus minor (Linné), der gelegentlich auch als Kurzdeckenbock bezeichnet wird. Dieses Insekt aus der Familie der Bockkäfer (Coleptera: Cerambycidae) kommt überall in Mitteleuropa vor und ist bei uns in Westfalen nicht selten.
Der Kleine Wespenbock erreicht eine Größe von 6 bis 16 mm, ist braun bis braungelb und schwarz gefärbt und durch die langen Fühler gut als Bockkäfer kenntlich. Der Halsschild ist fast doppelt so lang wie breit, dicht punktiert und behaart. Die Flügeldecken des Käfers, die jeweils einen weißen Schrägstrich aufweisen, sind nur weniger länger als der Halsschild. Sie bedecken die häutigen Flügel nicht vollständig. Die Beine des Käfers sind lang und schlank, die Schenkelenden sind keulenartig verdickt.
Im Frühjahr und Frühsommer erscheinen die Käfer und sind dann insbesondere auf Weißdorn- und Doldenblüten anzutreffen. Die Weibchen legen die Eier an Nadelhölzern ab, wobei trockene Zweige und schwache Stämme offenbar bevorzugt werden.
Die Larven entwickeln sich unter der Rinde, wo sie charakteristische, mit Bohrmehl angefüllte Gänge anlegen. Zum Abschluss der Larvalentwicklung und Bildung der Puppenwiege schlägt die Larve einen Hakengang ins Holz, an dessen Ende der dann geschlüpfte Käfer überwintert.
Sie finden die Tiere in Fichtenbruchholz, das Sie als Brennholz verwenden. Eine Gefahr für verbautes und entrindetes Holz im Wohnraum geht davon nicht aus. Auch für die menschliche Gesundheit stellen diese Käfer keine Gefahr dar. Lediglich in Holzlagern und Werkstätten, in denen auch noch nicht entrindetes Holz gelagert wird, mag es gelegentlich zu Schäden kommen. Denn durch die Bildung der Hakengänge wird der Wert des dort gelagerten Holzes gemindert. Eine Bekämpfung dieser Käfer im Haus ist folglich zumeist nicht erforderlich.