Beeinflusst Wasserqualität den Honig?

Kürzlich las ich im Wochenblatt, wie wichtig Wasser für Bienen ist. Doch wie wichtig ist die Wasserqualität? Ich kenne einen Bienenstand, der am Rande einer Güllelagune steht. Die Bienen fliegen zur Lagune, obwohl die Gülle jetzt bei dem warmen Wetter stinkt. Ist es für die Honigqualität belanglos, woher die Bienen Wasser in den Stock holen?

Honigbienenvölker halten innerhalb ihres Bienenstocks ein konstantes Kleinklima von etwa 20 °C im Honigraum und exakt 35,5 °C im Brutraum, in welchem der Bienennachwuchs herangezogen wird. Um diese Temperaturen zu halten, heizen die Bienen. Hierzu erzeugen sie Wärme mit ihren Flugmuskeln. Die Energie hierzu wird aus den kohlenhydratreichen Honigvorräten gewonnen.

Gerade in den vergangenen Wochen musste aber wegen der sehr hohen Außentemperaturen gekühlt werden. Hierzu tragen die Bienen Wasser ein und nutzen die Verdunstungswärme, um die Stocktemperatur zu senken. Warme, feuchte Luft wird aus dem Stock heraustransportiert und mithilfe der Flügel durch trockene, kühlere Luft ersetzt. Bienen be­nutzen hierzu ihre Flügel als Ventilatoren.

Wasser wird aber auch eingetragen, um Futtervorräte, die zu hoch konzentriert sind, aufzuweichen, damit das Futter wieder von den Bienen aufgenommen und verarbeitet werden kann. Zu normalen Zeiten produziert die heranwachsende Brut im warmen Brutnest ausreichend Feuchtigkeit, die sich an den Beutenwänden niederschlägt und von den Pflegebienen aufgenommen wird.

Das Wasser finden Bienen an Wasserstellen in der Nähe des Bienenstocks. Imker wundern sich oft, warum Bienen gerade an einer bestimmten Wasserquelle sammeln und andere, eventuell auch vermeintlich attraktivere Stellen nicht befliegen.

Bienen decken über das eingetragene Wasser auch ihren Mineralstoffbedarf. Oft finden sich im Wasser von Tümpeln, ja auch von Güllelagunen Vitalstoffe, die für das Bienenvolk wichtig sind.

Im Honig landet von diesen Stoffen nichts, weil das Wasser verstoffwechselt und nicht eingelagert wird. Im Gegenteil, dem reifenden Honig wird Wasser entzogen, um ihn haltbar zu machen. Honig ist ja im Prinzip die Marmelade der Bienen. Die hohe Zuckerkonzentration im Honig macht ihn haltbar und verhindert das Wachstum von Hefen, Pilzen und Bakterien.

In heißen und vor allem trockenen Sommern wie in diesem Jahr ist die Sicherstellung der Wasserversorgung der Bienenvölker sehr wichtig. Bienen sind findig und entdecken jede noch so kleine und seltsame Wasserstelle. Tränken auf Kuh- und Pferdewiesen, Swimmingpools und Gartenteiche, Zisternen, tropfende Wasserhähne und natürlich auch Tümpel und Güllelagunen. Den Imkern ist geraten, an ihrem Stand eine Bienentränke vorzuhalten, die allerdings nicht immer verhindert, dass Bienen andere Wasserquellen bevorzugen.

(Folge 38-2018)