Wochenblatt-Leser Justus W. fragt: Neulich Abend flatterte plötzlich ein Tagpfauenauge durch unser Badezimmer. Draußen herrschten Minusgrade, deshalb wollte ich ihn nicht ins Freie setzen. Am nächsten Morgen war er verschwunden. Wie hätte ich dem Schmetterling idealerweise helfen können? Draußen wäre er doch erfroren oder nicht?
Dr. Bernd Stemmer, Biologe, Soest, antwortet: Die verschiedenen Spezies der Schmetterlinge haben unterschiedliche Strategien zur Überwinterung entwickelt. Sie können als Ei, Raupe, Puppe oder Falter die kalte Jahreszeit überstehen. Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Zitronenfalter sind die auffälligsten Arten, die als Erwachsene überwintern. Dazu suchen sie sich geschützte Stellen, wo sich der Frost nicht ganz so stark auswirken kann. Es muss allerdings kälter als 12 °C sein, sonst kommen die Tiere nicht in die energiesparende Winterstarre. Unbeheizte Bereiche von Gebäuden bieten aus Sicht der Schmetterlinge gute Winterquartiere.
Leider sind im Frühjahr oft tote Falter auf Dachböden zu finden. Durch Ritzen zwischen den Dachpfannen gelangen die Tiere im Herbst dorthin und können ungestört den Winter verbringen. Mit zunehmender Wärme werden sie im Frühling wieder aktiv. Allerdings finden sie dann oft nicht den Weg zurück nach draußen. Die Helligkeit an den Dachfenstern konzentriert die Falter dort. Bei dem ständigen Herumflattern verbrauchen sie ihre Energie und fliegen sich so zu Tode.
Im Frühling auf Dachböden nachschauen
Daher sollten Hausbewohner im Frühling auch mal nach den Fenstern in unbewohnten Dachbereichen schauen.
Fliegen Falter im Herbst in bewohnte Bereiche ein, kann man sie in ruhige, kühle Ecken von Keller oder Dachboden setzen und ihnen von Zeit zu Zeit beim Überwintern zuschauen. Auch in Garagen, Schuppen, Holzstapeln oder Nistkästen gibt es sicherlich geeignete Stellen.
Zitronenfalter sind sogar in der Lage, sich aktiv gegen Einfrieren zu schützen und überstehen so Temperaturen von bis zu –20 °C.
Lesen Sie mehr:
(Folge 52-2022)