Wochenblatt-Leserin Hilde N. fragt: In Folge 50 des Wochenblatts haben Sie zur Geflügelpest informiert. Unsere Beobachtung: Seit Jahrzehnten brüten bei uns über Sommer viele Rauchschwalben. Ganz anders im Jahr 2022, wo wir kaum eine Rauchschwalbe zu Gesicht bekommen haben. Unsere Nachbarn berichteten zum Teil Ähnliches. Kann es sein, dass das Virus auch in der Schwalbenpopulation Schaden anrichtet? Gibt es dazu Untersuchungsergebnisse?
Dr. Karen Jacobsen, Fachbereich für Tiergesundheit, und Peter Herkenrath, NRW-Vogelschutzwarte, LANUV, antworten: Die Aviäre Influenza oder Geflügelpest betrifft insbesondere Enten, Gänse, Schwäne und andere Wasservögel sowie in geringerem Maße Greifvögel. Singvögel, zu denen die Schwalben gehören, sind bisher kaum betroffen. Ein Befall von Schwalben ist uns bisher nicht bekannt geworden. Es ist daher mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der in Ihrem Fall festgestellte starke Rückgang der Rauchschwalbenpopulation nicht auf die Geflügelpest zurückgeht. Auch von anderen Erkrankungen sind Schwalben nicht in größerem Umfang betroffen.
Brutmöglichkeit und Insektennahrung erforderlich
Die Ursache für das weitgehende Ausbleiben der Rauchschwalben bei Ihnen ist nicht leicht zu benennen. Der Rauchschwalbenbestand zeigt in Nordrhein-Westfalen langfristig einen deutlichen Rückgang, in den letzten Jahren sind die Bestände bei starken – vor allem witterungsbedingten – Schwankungen insgesamt stabil. In der Roten Liste der Brutvögel Nordrhein-Westfalens gilt die Rauchschwalbe als „gefährdet“. Rauchschwalben schreiten da regelmäßig zur Brut, wo ihnen Brutmöglichkeiten etwa in Ställen nicht verwehrt werden und wo sie auf landwirtschaftlichen Flächen Insektennahrung finden können.
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(Folge 4-2023)