Eine Glucke wendet die Eier pro Tag etwa 20-mal, dabei verlagert sie die Eier von der Mitte des Nestes zum Rand und umgedreht vom Rand in die Mitte. Mit der Verlagerung werden Temperaturunterschiede, die im Brutnest herrschen, ausgeglichen.
In älteren Flächenbrütern sollte dies auch beachtet werden, da hier zwischen der Mitte und außen liegenden Eiern Temperaturunterschiede gleichfalls auftreten können. Bei modernen Maschinen mit Ventilator ist dies nicht nötig. Moderne, automatische Maschinen wenden die Eier alle ein bis zwei Stunden in der Vorbrut. Ab dem 18. Bruttag werden Hühnereier nicht mehr gewendet, damit die Küken die normale Schlupflage einnehmen können, ansonsten kann es vermehrt zum Steckenbleiben führen.
Da Sie beim Wendeprozess in Ihrer Maschine vom „Rollen“ sprechen, handelt es sich sicher um einen Flächenbrüter. Bei diesen setzt der Zeitaufwand der Wendehäufigkeit meist Grenzen. Minimal drei-, besser fünfmal Wenden pro Tag, also eine ungerade Zahl, ist zu empfehlen. Sonst liegen die Eier nach dem letzten Wenden immer über Nacht und damit eine lange Zeit auf der gleichen Seite.
Der Hauptgrund für das Wenden der Eier im Brutprozess besteht darin, dass der Embryo frei beweglich gehalten und ein Verkleben mit der inneren Eischale verhindert wird. Ohne Wenden würde der Embryo bei ständig gleicher Lage stets oben schwimmen. Er würde mit den Blutgefäßen oder der Allantois (embryonaler Harnsack) festkleben und dann bei fortlaufendem Wachstum irgendwann zerreißen. Beim Wenden kommt der Embryo von oben nach unten und strebt anschließend langsam wieder nach oben. Bei jedem Wendeprozess wiederholt sich dies. Dadurch entsteht ein Temperaturunterschied, der sich günstig auf den Stoffwechsel auswirkt. Die Eier und damit der Embryo müssen im Brutprozess ausreichend mit Sauerstoff versorgt und das gebildete Kohlendioxid abgeführt werden. Hier bin ich mir nicht sicher, ob das ausreichend erfolgen kann, wenn die Eier sich in den Pappschachteln befinden. Dazu kommt, dass der Prozess der Frischluftzufuhr in einem Schrankbrüter durch die Ventilatoren gefördert wird, dies aber nicht im Flächenbrüter erfolgt.
Je frischer Bruteier zur Brut kommen, umso besser ist der Schlupf. Trotzdem müssen Halter mit kleinen Beständen oft 10 oder 14 Tage die Eier sammeln. Das Wenden während des Sammelns der Eier, also vor der Einlage, wirkt sich ebenfalls positiv auf die Ergebnisse aus. Hier habe ich selbst schon gute Erfahrungen gemacht, indem die Eier in den Eierpackungen gesammelt und dann ein paarmal mit der Packung gewendet wurden. Aber hier ist der Keim ja in einer gewissen Ruhe.
Mein Rat: Führen Sie mit einigen Bruteiern eine Probebrut im Herbst oder Anfang des Winters durch. Am besten mit Eiern von Mastelterntieren, denn Hähnchen kann man zu jeder Zeit mästen. Ich befürchte aber, dass der Sauerstoffaustausch in den Kartons nicht ausreicht.
(Folge 31-2018)