Wochenblatt-Leser Stefan B. in S. fragt: An unserem Wohnhaus müssen die Dachpfannen erneuert werden. Macht es Sinn, anstelle neuer Dachpfannen plus Photovoltaik(PV)-Dachanlage Solar-Dachziegel, also Ziegel mit einer integrierten PV-Anlage, zu installieren?
Julian Müller, C.A.R.M.E.N. e. V., Straubing, gibt Auskunft: Solardachziegel sind mittlerweile technisch ausgereift und für eine Vielzahl an Anwendungen erhältlich. Sie konnten sich jedoch nicht flächendeckend als Alternativezu Aufdach-PV-Anlagen durchsetzen. Da Solarziegel relativ teuer sind, werden sie hauptsächlich im Rahmen einer Dacherneuerung oder eines Neubaus installiert und weniger, wenn ein bestehendes Dach mit PV ausgerüstet werden soll.
Solarziegel mit Nachteilen
Doch auch wenn die Dachfläche neu eingedeckt werden muss, weisen Solardachziegel Nachteile im Vergleich zu konventionellen Auf-Dach-Anlagen auf:
Auf gleicher Dachfläche generieren Solardachziegel in der Regel einen geringeren Stromertrag als moderne Auf-Dach-Anlagen.
Solarziegel erhitzen sich aufgrund der fehlenden Hinterlüftung stärker als Auf-Dach-Module. Der Leistungsverlust ist höher.
Jede der zahlreich benötigten Steckverbindungen ist eine potenzielle Fehlerquelle. Deshalb ist die Störanfälligkeit bei Solardachziegeln höher als bei klassischen Modulen.
Aus optischen Gesichtspunkten
Solarziegel finden häufig dort Anwendung, wo die ästhetischen Gesichtspunkte der Gebäudeoptik – etwa auch aus denkmalschutzrechtlichen Gründen – dem Einsatz klassischer Auf-Dach-Module entgegenstehen. Auch bei verwinkelten oder kleinteiligen Dachflächen können Solardachziegel eine Alternative darstellen.
Dachintegrierte Module
Soll bei der Anschaffung einer PV-Anlage auf eine Neueindeckung der Dachfläche verzichtet werden, stellen möglicherweise In-Dach-Module eine Alternative zu Solardachziegeln dar. Diese werden gleichfalls anstelle der Dacheindeckung montiert, weisen aber die Maße von großflächigen Modulen auf. Die Flächenleistung ist damit höher als bei Solardachziegeln, während zugleich Verlegung und Verschaltung weniger aufwendig sind.
Als Nachteile im Vergleich zu Auf-Dach-Systemen ergeben sich gleichfalls die fehlende Hinterlüftung sowie die aufwendigere Montage. Zudem ist der Tausch eines Moduls bei Störung oder Ausfall komplizierter.
Bei allen dachintegrierten PV-Varianten sollte zudem berücksichtigt werden, dass die Lebensdauer der Module (schätzungsweise 30 bis 40 Jahre) nicht an die Lebensdauer der meisten Dacheindeckungen heranreicht.
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(Folge 45-2022)