Fallen PV-Anlagen nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung, ist es, soweit die Technik einen Weiterbetrieb möglich macht, ratsam, sich bereits vorher Gedanken zu den möglichen Weiterbetriebsszenarien zu machen. Neben den klassischen Varianten Volleinspeisung und Nutzung des erzeugten Stroms im Eigenverbrauch gibt es auch die Möglichkeit, ein individuelles Weiterbetriebsszenario zu wählen.
Bei dem Betrieb einer Ladesäule sind einige Punkte zu beachten. Zum einen muss überlegt werden, ob die Ladesäule nur mit Strom aus der PV-Anlage oder mit gleichzeitigem Netzbezug betrieben werden soll. Wird nur die PV-Anlage zur Versorgung der Ladesäule mit Strom verwendet, ist eine Ladung selbstverständlich nur dann möglich, wenn die Anlage ausreichend Strom liefert. Um die Ladezeiträume auszuweiten, kann ein Speicher installiert werden. Allerdings wird auch dieser einen „Rund-um-die-Uhr-Betrieb“ der Ladesäule nicht ermöglichen können.
Stammt der Strom dagegen teilweise aus dem Netz, ist das Laden rund um die Uhr möglich. Hierfür muss allerdings ein Netzanschluss in ausreichender Stärke vorhanden sein. Ein Anschluss an das Mittelspannungsnetz wäre in diesem Fall möglich und je nach Anzahl und Leistung der Säulen auch nötig. In diesem Fall fungiert der Betreiber der Ladesäule als Stromlieferant, was weitere Pflichten und Aufgaben nach sich zieht. Die aus dem Netz stammende Strommenge ist darüber hinaus mit der Stromsteuer, der KWK-Umlage sowie weiteren netzseitigen Umlagen belegt, wodurch dieser teurer sein wird als der Strom aus der PV-Anlage. Die EEG-Umlage ist sowohl bei Netzbezug als auch bei alleiniger Nutzung der PV-Anlage vollumfänglich abzuführen, da es sich um eine Direktbelieferung von Strom handelt.
In jedem Fall ist zu überprüfen, ob an dem geschilderten Standort an einer Kreisstraße überhaupt der Bedarf für eine Ladesäule besteht. Im Regelfall werden diese entlang von stark befahrenen Straßen oder in Stadtgebieten errichtet, da das Laden nicht innerhalb von wenigen Minuten erledigt ist und die Reichweite der Fahrzeuge mehrere Hundert Kilometer beträgt. Ein durchgehender Strombedarf ist daher nicht zu erwarten. Das Vorhaben sollte daher mit Blick auf die Installationskosten sehr genau geprüft werden.
(Folge 35-2021)