Die Aldi-Werbung in der jüngsten Wochenblatt-Ausgabe hat nicht nur Sie, sondern auch viele andere Leserinnen und Leser verärgert. Das können wir gut nachvollziehen. Insbesondere der Hinweis auf die Tierrechts-Organisation Peta wirft Fragen auf.
Gern erläutern wir Ihnen, wie dieses Inserat zustande gekommen ist und wie wir darauf reagieren. Dazu müssen Sie wissen: Redaktion und Anzeigenabteilung arbeiten im Landwirtschaftsverlag strikt getrennt. Die Anzeigenabteilung kennt in der Regel nicht die Inhalte der kommenden Wochenblatt-Ausgabe. Der Redaktion sind andererseits bis unmittelbar vor Drucklegung die geschalteten Anzeigenmotive nicht bekannt. Wir wissen also praktisch erst mit Erscheinen des Heftes, welches Unternehmen für welche Produkte wirbt.
Diese Trennung ist wichtig und presserechtlich sowie nach dem Pressekodex des Deutschen Presserates vorgesehen, um gegenseitige Einflussnahmen zu verhindern. Salopp ausgedrückt: Damit den Anzeigenkunden nach dem Mund geschrieben wird. Diese Problematik besteht mit Blick auf Aldi und Wochenblatt sicherlich nicht, aber wir halten uns schon aus grundsätzlichen Erwägungen strikt an die Vorgabe der Trennung.
Umgekehrt nehmen wir als Verlag grundsätzlich auch keinen Einfluss auf die Inhalte und Motive der Anzeigen. Uns bleibt nur die Entscheidung, eine Anzeige kurzfristig nicht erscheinen zu lassen. Das ist immer nur die allerletzte Entscheidung, wenn man sich mit einem Anzeigenkunden nicht verständigen kann. Klar ist auch, wenn wir so vorgehen, verlieren wir in aller Regel diesen Anzeigenkunden. Bevor man diesen Schritt geht, sucht man unter langjährigen, verlässlichen Geschäftspartnern zunächst das Gespräch.
Mit dem Anzeigenmotiv der jüngsten Wochenblatt-Ausgabe sind wir alles andere als glücklich. Die Tierrechts-Organisation Peta gehört zu den schärfsten Kritikern jeglicher Nutztierhaltung und arbeitet nach unserer Überzeugung auch mit unsauberen Methoden. Eine „Auszeichnung“ des Handelskonzerns Aldi durch Peta sehen wir mehr als kritisch. Die Haltung der Redaktion und des Verlages ist klar: Wir stehen auf der Seite der Landwirte und ihrer Familien. Daran lassen wir keinen Zweifel aufkommen.
Unsere Anzeigenabteilung hat deshalb unmittelbar mit der Agentur Kontakt aufgenommen, die als Auftraggeber für die Aldi-Werbung fungiert, und dort auf die problematischen Inhalte hingewiesen. Unsere Erwartung haben wir dabei klar formuliert: Dieses Anzeigenmotiv oder ähnliche sollen zukünftig nicht mehr erscheinen. Die erste Rückäußerung der Agentur bzw. von Aldi signalisiert Verständnis für unsere Kritik. Kurzfristig wird dieses Motiv nicht im Wochenblatt erscheinen.
Sehr schnell wird jetzt von verärgerten Landwirten und ihren Familien die Forderung gegenüber unserem Verlag erhoben, Aldi „auszulisten“, also einfach keine Inserate dieses Unternehmens mehr aufzunehmen. Diese Idee ist auf den ersten Blick verständlich, aber nicht ohne Weiteres umsetzbar.
Eine Ablehnung von Anzeigen ist dann vorzunehmen, wenn Inserate strafbaren Inhalts aufgegeben werden sollten oder solche, die gegen die guten Sitten verstoßen (Stichwort: unseriöse Partnerschaftsvermittlung, vorgetäuschte Maschinenangebote zu extrem niedrigen Preisen, Gülleabgabe bzw. -abnahme ohne Nachweise usw.). In solchen Fällen haben wir bereits entsprechend gehandelt.
Die Aldi-Anzeigen ärgern viele Bauern, zu Recht, aber im juristischen Sinne sind sie nicht zu beanstanden.
Wir wählen deshalb den Weg, die Probleme mit dem Anzeigenkunden direkt und offen anzusprechen. Natürlich betonen wir dabei auch, welche Reaktionen aus der Landwirtschaft dieses Inserat ausgelöst hat. Deshalb gehen wir davon aus, dass ähnliche Inhalte zukünftig nicht mehr auf den Anzeigenseiten erscheinen. Sollten wir diesbezüglich zu keiner Verständigung mit Aldi kommen, werden wir die Lage selbstverständlich neu bewerten. Aber, wie gesagt, die ersten Botschaften des Kunden stimmen hoffnungsfroh. Insofern kommt Ihre Kritik auch direkt bei Aldi an.
Wir hoffen, Ihnen zumindest die Hintergründe der Anzeigenveröffentlichung verständlich dargelegt zu haben. Dass Sie sich über Aldi und Peta ärgern, verstehen wir nur zu gut. Deshalb arbeiten wir daran, dass so etwas nicht wieder vorkommt.
(Folge 33-2020)