Fichten auf Nachbars Grund

Das Problem besteht darin, dass mit dem Einpflanzen der Setzlinge die Fichten in das Eigentum des Grundstücksbesitzers übergegangen sind. Gemäß § 94 Abs. 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) werden Pflanzen mit dem Einpflanzen wesentlicher Bestandteil eines Grundstücks. Bestandteile einer Sache, etwa eines Grundstücks, können nicht Gegenstand besonderer Rechte sein. Das bedeutet: Das Eigentum an einem Grundstück erstreckt sich auch auf alle wesentlichen Bestandteile des Grundstücks, insbesondere auf Gebäude, aber auch auf Pflanzen.

Allerdings können Sie als Rechtsnachfolger Ihrer Großeltern aufgrund § 951 BGB Entschädigung vom Nachbarn fordern. Denn der Nachbar hat sich durch Ihren Rechtsverlust bereichert, weil die Fichten sein Eigentum geworden sind.

Doch in welcher Höhe hat sich der Nachbar bereichert? Sie gehen vermutlich davon aus, dass dies der heutige Wert der etwa 100-jährigen Fichten ist. Grundsätzlich stellt das Gesetz zum maßgebenden Zeitpunkt der Bereicherung des Nachbarn aber auf den Eintritt der Rechtsänderung ab, also den Eigentumsverlust. Dies wäre der Zeitpunkt gewesen, als die Fichten gepflanzt worden sind.

Unseres Erachtens ist dies aber vor dem Hintergrund, dass Ihre Großeltern, Eltern und Sie die Fichten gepflegt haben, nicht interessengerecht. Es würde dem Grundsatz von Treu und Glauben entsprechen, wenn man den heutigen Wert zugrunde legt. Dies jedoch ist rechtlich unsicher.

Der Nachbar möchte eine Waldumwandlung vornehmen. Sie sollten ihm anbieten, dass Sie „Ihre“ schlagreifen Fichten jetzt ernten, dann wäre die Sache erledigt.
Sie können nicht verhindern, dass der Nachbar einen Kahlschlag durchführt. Denn er ist Eigentümer der Fichten. Lehnt er Ihren Vorschlag ab, müssten Sie ihn notfalls auf Wertersatz (Bereicherungsanspruch) verklagen.