Gilt Urheberschutz bei Gedichten?

Abgefasste Gedichte sind geschützte Werke im Sinne des § 2 des Urheberrechtsgesetzes (UrhG). Geschützt sind ausdrücklich Werke der Literatur, Wissenschaft und Kunst, insbesondere Sprachwerke, das heißt Schriftwerke aus allen Gebieten der Dichtkunst. Nach § 64 UrhG erlischt das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Nach § 17 UrhG hat der Urheber das Verbreitungs- und Ausstellungsrecht (§ 18 UrhG).

Die öffentliche Wiedergabe eines veröffentlichten Werkes ist zulässig, wenn die Wiedergabe keinem Erwerbszweck des Veranstalters dient. Für die Wiedergabe ist dem Autor jedoch eine angemessene Vergütung zu zahlen. Eine Vergütungspflicht entfällt (nur) für Veranstaltungen der Jugend- und Sozialhilfe, Alten- und Wohlfahrtspflege und bei Schulveranstaltungen, sofern sie nach ihrer sozialen oder erzieherischen Zweckbestimmung für einen bestimmten abgrenzbaren Kreis von Personen zugänglich sind. Insofern müssen Sie bei noch lebenden Autoren kein Einverständnis einholen. Sie sind lediglich verpflichtet, dem Autor eine angemessene Vergütung zu bezahlen. Lässt sich nicht klären, was angemessen ist, kann man § 36 UrhG heranziehen. Darin wird auf die Vergütungsregeln und eine Schlichtungsstelle verwiesen.

Fazit: Sie können Gedichte in den Schaukästen an Wanderwegen aushängen. Jedoch müssen Sie damit rechnen, dass sich der Urheber bei Ihnen wegen einer Vergütung meldet. Ob dies tatsächlich der Fall sein wird, wenn Sie ein Gedicht nur wenige Wochen im Jahr in den Schaukästen aushängen, bleibt abzuwarten.