Was kann die Exfrau fordern?

Nein, das ist nicht der Fall. Erb- und Pflichtteilsansprüche knüpfen an den Tod des Erblassers an. Sie können nicht schon zu Lebzeiten geltend gemacht werden.

Möglicherweise verwechseln Sie dies mit den Erbersatzansprüchen, die es früher zugunsten von nicht ehelichen Kindern gab. Diese Ansprüche konnte man bereits zu Lebzeiten geltend machen und führten dazu, dass die nicht ehelichen Kinder beim Tod des Erblassers später keine Ansprüche mehr hatten. Diese Ansprüche sind aber bereits vor rund 20 Jahren abgeschafft worden.

Die leiblichen Kinder Ihres Sohnes haben Erbansprüche gegen den Vater, wenn er stirbt. Das frühere gemeinsame Haus hat die Exfrau erhalten, es befindet sich nicht mehr im Vermögen Ihres Sohnes. Sollte es sich bei diesem gemeinsamen Haus um das Betriebsleiterhaus des Hofes im Sinne der Höfeordnung gehandelt haben, wäre auch die Hofeigenschaft des Betriebes erloschen. Das hat Bedeutung für die Frage, ob der Hof nach Höferecht oder allgemeinem Erbrecht vererbt wird.

Besteht keine Hofeigenschaft, vererbt sich der Hof nach allgemeinem Erbrecht, folglich erben die beiden leiblichen Kinder Ihres Sohnes zu je ½. Errichtet Ihr Sohn aber ein Testament, beispielsweise mit dem Inhalt, dass eines der Kinder den Hof allein erbt, dann hat das andere Kind nur Pflichtteilsansprüche.

Sollte die Hofeigenschaft noch bestehen, weil das gemeinsame Haus nicht das Betriebsleiterhaus war, so erbt nach Höferecht sowieso nur eines der beiden Kinder. Das andere Kind hat dann Abfindungsansprüche nach § 12 der Höfeordnung.

Die beiden Kinder sind aber auch erbberechtigt nach ihrer Mutter. Die Exfrau hat das gemeinsame Haus erhalten. Das Haus würde dann auf eine Erbengemeinschaft vererbt, die aus beiden Kindern besteht.

(Folge 33-2020)