Nacherbe verschuldet: Was tun?

Sie sind von Ihrem verstorbenen früheren Ehemann zur Vorerbin des Betriebes eingesetzt worden. Weil der ältere Sohn verschuldet ist, denken Sie an eine „vorgezogene Erbschaft“, indem Sie ihm bereits jetzt einige Flächen zu Eigentum übertragen.

Jedoch leuchtet uns Ihre Idee nicht ein. Ihr Sohn hat jetzt Schulden, weitere kommen möglicherweise nach der Scheidung auf ihn zu. Wenn Sie ihm Flächen übertragen, haften diese Flächen bereits jetzt für seine Schulden. Dann tritt doch der Effekt ein, den Sie verhindern möchten – dass der Nachlass verbraucht wird und für ihre Enkel nichts mehr übrig bleibt.

Richtig ist, dass Sie als Vorerbin im Einvernehmen mit dem Nacherben Teile des Nachlasses, die der Nacherbe zu erwarten hat, bereits lebzeitig auf ihn übertragen können. Doch damit lösen Sie Ihr Problem nicht.

Generell ist es schwierig, im Falle der Vor- und Nacherbschaft Veränderungen, die dem Willen des Erb­lassers widersprechen, umzusetzen. Ohne die Zustimmung des Nacherben geht dies nicht. Das liegt daran, dass der Nachlass, den Sie von Ihrem Ehemann geerbt haben, in Ihrer Hand zwar Eigentum ist, nicht aber eigener Nachlass, sondern Nachlass des Erblassers. Sie sind nur die „Treuhänderin“ des Nachlasses, also Eigentümerin auf Zeit.

Wie könnte man das Problem lösen? Ihr älterer Sohn könnte bereits jetzt seine Nacherben-Anwartschaft auf seine Kinder übertragen. Denkbar ist auch eine Übertragung auf den jüngeren Bruder. Der könnte sich im Gegenzug zu bestimmten Leistungen an seine Nichten/Neffen (Ihre Enkel) verpflichten.

Beachten Sie jedoch, dass es Schutzvorschriften gibt. Sie sollen verhindern, dass die Gläubiger Ihres älteren Sohnes benachteiligt werden. Außerhalb einer Insolvenz ist dies im sogenannten Anfechtungsgesetz geregelt. Ihr Sohn sollte sich daher unbedingt rechtlich beraten lassen.

(Folge 25-2018)