Bruder will Hofstelle kaufen

Richtig ist zunächst, dass Ihrer Schwester vom Grunde her ein Nachabfindungsanspruch zusteht. Wird ein Hof oder werden Teile davon innerhalb von 20 Jahren nach dem Erbfall durch den Hoferben veräußert, haben die weichenden Erben Anspruch auf Abfindungsergänzung (Nachabfindung). Dies gilt einerseits für den Verkauf von Grundstücken, andererseits aber auch für die Erzielung nicht landwirtschaftlicher Erlöse, etwa durch Windkraft, Bodenschätze usw.

Wir gehen davon aus, dass Ihre Mutter vorverstorben war, und dass als gesetzliche Erben nur die fünf Kinder vorhanden waren. Deshalb steht jedem Geschwisterteil ein Erbanteil von 1/5 zu. Konkret heißt das in diesem Fall, dass Sie von dem erzielten Erlös 1/5 der Schwester abgeben müssen. Es ist jedoch die auf den Erlös entfallende Steuer und auch anteilig die erhaltene Hofabfindung anzurechnen. Ab dem zehnten Jahr nach Erbfall können Sie darüber hinaus 25 % des Erlöses vorab für sich behalten, ab dem 15. Jahr 50 %.

Beispiel: Stellen wir uns vor, der väterliche Hof war 300.000 € wert; 100.000 € Hofstelle, 2 €/m² landwirtschaftliche Nutzfläche, also bei 10 ha 200.000 €. Von diesem Hof verkaufen Sie 0,5 ha Nutzfläche für 10.000 € (2 €/m²) und die Hofstelle für 100.000 €, zusammen sind dies also 110.000 €.

Nachabfindungspflichtig wäre der Erlös von 110.000 €, bei fünf Kindern erhielte jedes Kind 22.000 €. Vorab ist vom Erlös die darauf entfallende Einkommensteuer abzuziehen. Dies haben wir hier aber vernachlässigt.

Ferner ist auch die anteilige Hofabfindung zu berücksichtigen. Sie haben den väterlichen Hof (im Beispielsfall) zu 36,7 % veräußert (110.000 von 300.000 €). Somit sind 36,7 % der Hofabfindung, die jedes Geschwisterteil erhalten hat, anzurechnen. Wäre nach dem Erbfall von Ihnen an die Geschwister je ein Hofabfindungsbetrag von 10.000 € gezahlt worden, so wären 3670 € anzurechnen. Im Beispielsfall wären also von den 22.000 € 3670 € abzuziehen, es bliebe bei 18.330 € (die Steuer wäre noch anteilig abzuziehen).