Eis und Schnee: Lohnkürzung?

Die Zahlung des Lohnes ist Gegenleistung für die Erbringung der Arbeitsleistung. Im Arbeitsrecht gilt der Grundsatz „Ohne Arbeit kein Lohn“. Ausnahmen von diesem Grundsatz gelten unter anderem bei Urlaub und Arbeitsunfähigkeit. In diesen Fällen wird der Lohn auch ohne Arbeitsleistung gewährt. Für alle anderen Verhinderungsgründe wird grundsätzlich ohne Erbringung der Arbeitsleistung kein Lohn gewährt.

Eine Ausnahme von diesem Grundsatz regelt § 616 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB). Danach hat ein Arbeitnehmer auch dann Anspruch auf sein Arbeitsentgelt, wenn er für „eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird“, also der Arbeit fernbleibt (etwa bei notwendiger Pflege eines erkrankten Kindes unter acht Jahren oder Niederkunft der Ehefrau).

Kommt ein Arbeitnehmer allerdings wegen Schneefall oder Glatteis zu spät zur Arbeit, liegt kein „in seiner Person“ liegender Grund („subjektiver Grund“) für die Verspätung vor, sondern ein objektiver Grund.

Hindernisse jeglicher Art auf dem Weg zur Arbeit gehören damit laut Bundesarbeitsgericht zum „allgemeinen Wegerisiko“ des Arbeitnehmers. Auf solche Ereignisse müssen sich Arbeitnehmer einstellen und versuchen, die Arbeitsstelle durch frühzeitiges Losfahren trotz besonderer Witterungsbedingungen pünktlich zu erreichen.

Im Ergebnis bedeutet das für Sie: Erscheinen Sie witterungsbedingt nicht pünktlich zur Arbeit, ist der Arbeitgeber berechtigt, den Lohn zu kürzen oder, sofern dies zumutbar ist, die verpasste Arbeitszeit nacharbeiten zu lassen. Sofern es sich um einen Einzelfall handelt, sind viele Arbeitgeber jedoch kulant und verzichten auf ihre Ansprüche.