Bei den hell- bis dunkelbraunen Punkten und Flecken auf den Blättern der Luzernen (Medicago sativa) handelt es sich allem Anschein nach um den sogenannten Klappenschorf (Pseudopeziza medicaginis). Klappenschorf an Luzernen ist eine weltweit verbreitete Pilzkrankheit und gehört zu den Blattfleckenkrankheiten.
Die Flecken haben meist eine Größe von 0,5 bis 3 mm Durchmesser. Tritt eine größere Anzahl von Flecken (über 30) auf den Blättern auf, vergilben diese zunehmend, scheinen zu vertrocknen und fallen schließlich ab. Die beschriebenen Flecken sind überwiegend auf der Blattoberseite zu finden. Dort befinden sich auch die sogenannten Apothecien (Fruchtkörper), in denen die Ascosporen für die weitere Verbreitung gebildet werden. Die Ausbreitung der Krankheit geschieht über die Verbreitung der Ascosporen durch Herausschleudern aus dem Fruchtkörper sowie durch Wind.
Begünstigt wird die Ausbreitung des Klappenschorfs durch mäßige bis frische Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Daher tritt diese Pilzkrankheit überwiegend im Herbst oder im zeitigen Frühjahr auf. Trockene und warme Witterung wirkt dem Befall und der Ausbreitung stark entgegen.
Die hohe Anzahl der sichtbaren Blattflecken auf dem Foto sowie das Vergilben der Blätter deuten auf einen starken und bereits fortgeschrittenen Befall hin. Durch das Absterben der Blätter und die herabgesetzte Assimilationsrate durch den Pilz wird der Ertrag reduziert. Häufig zeigt sich bei befallenen Pflanzen nach einem Schnitt ein verminderter Wiederaustrieb. Darüber hinaus weisen kranke Pflanzen einen wesentlich höheren Gehalt an Phyto-Östrogenen auf. Dies sind Hormone, welche bei größerer Aufnahme vor allem die Fruchtbarkeit der Tiere beeinträchtigen können. Der Aufwuchs eines mit Klappenschorf befallenen Luzernebestandes sollte aus diesem Grund nicht an Tiere verfüttert werden. Zu einer Östrogenbildung kommt es auch beim Auftreten von Braunfleckenkrankheit oder Blattbrand auf Luzernen und anderen Futterleguminosen. Keinesfalls sollte der Bestand gemulcht werden, da die Ascosporen auf den Blättern überwintern und weiterhin ein erhebliches Infektionspotenzial für die Folgeaufwüchse darstellen. Daher ist ein befallener Bestand zu ernten und abzufahren. Mit der Ernte sollte, wenn möglich, nicht so lange gewartet werden, bis ein großer Teil der vergilbten Blätter bereits abgefallen ist. Eine Entsorgung des befallenen Aufwuchses kann in zertifizierten Kompostierungsanlagen erfolgen. Gegebenenfalls ist auch eine Zuführung in Biogasanlagen möglich. Ob Klappenschorf auch Dauerkörper bildet, die den Vergärungsprozess überleben, ist nicht hinreichend bekannt. Der Pilz kann ebenfalls Weißklee und Rotklee befallen, er bildet dort jedoch jeweils spezifische Arten (Pseudopeziza trofolii repentis bzw. Pseudopeziza trifolii pratensis).
(Folge 46-2020)