Wochenblatt-Leserin Andrea L. in H. hat dieses Jahr zum ersten Mal Roggen angebaut. Soll sie ihn wie das andere Getreide in der ersten Gabe mit ASS düngen? Wie viele Gaben sind sinnvoll? Gülle steht nicht zur Verfügung, höchstens Festmist.
Holger Fechner, Referent für Pflanzenbau, Landwirtschaftskammer NRW, antwortet: Der Stickstoffbedarf von Winterroggen liegt bei 170 kg/ha. Nach Berücksichtigung der verschiedenen Nachlieferungsfaktoren bei der Düngebedarfsermittlung (DBE) bleiben oft nicht mehr als 100 bis 120 kg/ha Stickstoff (N)-Düngebedarf übrig. Diese Menge sollte höchstens auf zwei Gaben aufgeteilt werden.
Der N-Düngebedarf lässt sich anteilig oder sogar komplett organisch decken. Da die Wirksamkeit der im Mist enthaltenen Nährstoffe optimaler ist, wenn der Mist in den Oberboden eingearbeitet wird, empfehle ich Ihnen, diesen bereits vor der Aussaat im Herbst in den Boden einzubringen (Sperrfrist für Festmist beachten!).
Düngebedarfsermittlung
Diese Düngung zählt dann als vorgezogene Düngemaßnahme. Vorher müssen Sie eine vorläufige DBE erstellen. Mit 25 t Festmist/ha Rindermist beispielsweise bringen Sie gemäß Richtwert NRW 140 kg/ha Gesamt-N aus (5,6 kg Gesamt-N/t). Bei 25 % Anrechnung werden 35 kg N/ha düngewirksam. Wenn im Frühjahr bei der DBE ein N-Düngebedarf von 100 kg/ha berechnet wird, sollten Sie die restlichen 65 kg/ha in einer Gabe zu Vegetationsstart ausbringen. Wenn Sie konventionell wirtschaften, ist die Düngung in mineralischer Form zu empfehlen. Ist der Boden sehr leicht, hat eine inhibierte N-Form Vorteile, um der möglichen Auswaschung von Nitratstickstoff entgegenzuwirken.
Schwefeldüngung sinnvoll
Eine Schwefeldüngung kann auch beim Roggen nicht schaden. Schwefel unterstützt die Aufnahme von Stickstoff und ist Bestandteil des Eiweißes. Aufgrund seines tiefen Wurzelsystems und der guten Nährstoffaneignung wäre eine Menge von 10 bis 15 kg/ha Schwefel in Sulfatform angeraten. Durch kontinuierlich geringere Schwefelfrachten über den Luftpfad (Deposition) ist eine Schwefeldüngung zunehmend wichtiger für die Kulturen. Wurden die Flächen langjährig organisch gedüngt, ist eine gewisse Schwefelnachlieferung garantiert. Je nach Witterungsverlauf werden Sie dann in manchen Jahren keinen Effekt einer zusätzlichen Schwefeldüngung bemerken.
Zusammen mit Stickstoff
Ökonomisch und fachlich sinnvoll ist es, den Schwefel gemeinsam und gegebenenfalls anteilig mit anderen N-Düngern mit der ersten N-Düngemaßnahme im Frühjahr auszubringen. Schwefelhaltige Stickstoffdünger sind dabei praktisch. Als nicht inhibierter N-Dünger käme beispielsweise (anteilig) Ammoniumsulfatsalpeter (ASS) als inhibierte Form, etwa Entec 26, infrage.
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(Folge 9-2023)