Wochenblatt-Leser Ludger B. fragt: Wir düngen Gerste seit Jahren nur mit Rindergülle. Auf leichten Böden fehlen aber Mangan und Schwefel. Ammonsulfatsalpeter ist uns als Ergänzung zu teuer. Welche Alternativen lassen sich in Gülle einrühren? Wie können wir bereits im Herbst dem Mangan- und Schwefelmangel vorbeugen? Sollte man zusätzlich Kali düngen?
Holger Fechner, Referent für Pflanzenbau, Landwirtschaftskammer NRW, antwortet: Gerste besitzt im Vergleich zu anderen Kulturen ein eher schlechtes Nährstoffaneignungsvermögen. Darüber hinaus hat sie einen höheren Bedarf für den Nährstoff Schwefel. Dieser ist Hauptnährstoff und essenziell für die Eiweißbildung. Deshalb erhöht sich indirekt auch die Stickstoffeffizienz, wenn der Schwefelbedarf gedeckt ist.
Über die Luftdeposition gelangt zu wenig Schwefel auf die Flächen, sodass der Bedarf dadurch meist nicht gedeckt werden kann.
Pflanzen können Schwefel nur in der Sulfatform aufnehmen. Die Mikroorganismen im Boden setzen diese Schwefelform dabei aus der organischen Materie um und stellen sie den Pflanzen anschließend bereit.
Ausreichende Bodenerwärmung und Feuchtigkeit erforderlich
Auch mit dem Ausbringen organischer Düngemittel wird organisch gebundener Schwefel mitgeliefert. Bei einem langjährigen Einsatz organischer Düngerformen ist eine gewisse Nachlieferung garantiert. Dies geschieht jedoch nur bei ausreichender Bodenerwärmung in Kombination mit Feuchtigkeit. Im Jahr 2021 zum Beispiel war das Frühjahr lange kalt und der Umsatz von daher gehemmt. Dann hinkt der Umsatz dem Bedarf der Winterungen hinterher. Daher lautet die Empfehlung, eine gezielte Düngung am besten im Frühjahr mit Sulfatschwefel durchzuführen.
- Die Nmin-Werte der eigenen Flächen stellen in der Regel einen guten Indikator für den Gehalt an Sulfatschwefel im Boden zu Beginn der Vegetationszeit dar, von dem man einen tatsächlichen S-Düngebedarf ableiten kann. Sulfatschwefel ist wegen seiner negativen Ladung im Boden mobil und wird mit dem Sickerwasser verlagert bzw. ausgewaschen. Durch den frühen Schwefelbedarf der Pflanzen wird die Schwefelgabe, die in normalen Jahren bei Wintergerste zwischen 15 und 20 kg/ha liegen sollte, meist mit der ersten Stickstoffgabe kombiniert, wobei zahlreiche Mischdünger zur Verfügung stehen. Klassiker sind dabei Kornkali, Patentkali oder ESTA Kieserit. Direkt in den Güllebehälter eingemischt darf allerdings aufgrund der ätzenden Wirkung keine flüssige Ammonium-Sulfat-Lösung (ASL). Auch ein Einmischen in das Güllefass ist aus gleichem Grund nicht zu empfehlen. Derzeit laufen pflanzenbauliche Versuche zum Thema Struvit-Effekt (Magnesium-Ammonium-Phosphat = MAP), bei dem das schwefel- und magnesiumhaltige ESTA Kieserit fein der Gülle oder dem Gärrest zugegeben wird. Diese Nährstoffe fällen gemeinsam mit dem Phosphat aus der Gülle aus und bilden Kristalle (Vorsicht: Struvit kann die Güllegeräte zusetzen). Wurzelnah appliziert stellen sie ein Ammonium- und Phosphor-Depot für die Pflanzenernährung dar. Neben den angesprochenen Nährstoffen wird gleichzeitig Sulfatschwefel mitgedüngt. Erste Hinweise auf eine positive Wirkung und die Synergieeffekte dieser Anwendung gibt es bereits. Abseits der Möglichkeit, ESTA Kieserit fein der Gülle zuzugeben, bietet der Markt andere schwefelhaltige Produkte in fester oder flüssiger Form.
- Bei Rindergülle wird in der Regel genügend direkt pflanzenverfügbares Kalium mitgeliefert. Ausschlaggebend für eine Bewertung ist eine repräsentative Gülleprobe. Eine Bodenprobe im Rahmen der Fruchtfolge bestimmt, inwieweit genügend Kali verfügbar ist. Auf leichten Standorten ist Kalium durch den Mangel an Austauscher ebenfalls auswaschungsgefährdet. Deshalb ist eine Düngung erst im Frühjahr angeraten.
- Der Nährstoff Mangan gehört wegen des geringen Bedarfs zu den Spurenelementen. Wintergerste ist aber besonders manganbedürftig. In der Regel sind die Böden ausreichend mit Mangan versorgt. Das Problem ist eher die Verfügbarkeit. Diese ist auf humosen oder puffigen Böden oder aber auch bei hohen pH-Werten gehemmt. Auf solchen Standorten reagiert Wintergerste besonders mit einem Ertragseffekt, wenn eine Mangandüngung erfolgt. Diese wird allerdings als Blattapplikation etwa mit Mangan-Nitrat bereits im Herbst durchgeführt, weshalb ein Einmischen in die Gülle hier kaum Effekte zeigen würde.
Lesen Sie mehr:
(Folge 52-2022)