In Gülle und Gärsubstrat liegt Stickstoff als organisch gebundener und als Ammonium-Stickstoff (NH4) vor. Für die Pflanzenwurzeln ist nur der NH4-Anteil, der in die Nähe der Pflanzenwurzel platziert werden kann, verfügbar. Fachlich gesehen kann beim Einsatz von flüssigen Gärresten mit dem Ammonium-Anteil gerechnet werden, der düngewirksam wird, wenn der Gärrest unter optimalen Witterungsverhältnissen (kühl, windstill, Niederschlag) und einer bodennahen Applikationstechnik ausgebracht wurde. Aus dem organischen Anteil wird im Jahresverlauf durch die Bodenorganismen weiterer Stickstoff mineralisiert, der den Pflanzen ebenfalls zur Verfügung steht.
Die Höhe der NH4-Verluste ist von mehreren Faktoren abhängig:
Einen großen Einfluss hat die Ausbringtechnik: Prallteller bzw. Möscher-Schwenkverteiler haben die meisten gasförmigen Verluste. Sie dürfen ab dem 1. Februar 2020 auf bestelltem Ackerland nicht mehr eingesetzt werden. Bei der dann geforderten bodennahen Applikation reduzieren sich die Verluste sehr stark. Im Vergleich schneidet der Schleppschlauchverteiler am schlechtesten ab, gefolgt vom Schleppschuhverteiler und schließlich dem Scheibeninjektor, der die geringsten Verluste aufweist.
Bei Gärresten sind durch den hohen pH-Wert zudem sehr hohe gasförmige Verluste möglich. Hier ist also besonders auf eine bodennahe Applikation zu achten. Dies gilt besonders bei hohen Temperaturen, starker Sonneneinstrahlung und kräftigem Wind.
Der NH4-N kann zudem mit einem Nitrifikationshemmstoff, der dem Gärrest zugemischt wird, vor Auswaschung geschützt werden. Dieser verlangsamt die Umwandlung von NH4-N hin zu auswaschungsgefährdetem Nitrat-Stickstoff. Die Zugabe ist besonders auf sehr leichten Böden bei hohen Niederschlägen angeraten.
Außerdem sind die Vorgaben der Düngeverordnung (DüV) zu berücksichtigen. Der Düngebedarf muss vor dem Ausbringen ermittelt werden. Wenn der kalkulierte N-Bedarf anteilig oder komplett mit Gärrest abgedeckt werden soll, ist 50 % des enthaltenen Gesamt-N-Gehaltes, mindestens jedoch der NH4-Gehalt auf den N-Düngebedarf anzurechnen.
Der Gärrest, den Sie verwendet haben, enthält 7,51 kg/m3 Gesamt-N und 4,26 kg/m3 NH4-N. Damit liegt der NH4-Anteil über 50 % (57 % vom Gesamt-N), sodass Sie nicht nur fachlich, sondern auch rechtlich mit dem NH4-Wert rechnen müssen. Da es für Gärreste in Nordrhein-Westfalen keine Faustzahlen (Richtwerte) gibt, müssen die Nährstoffgehalte immer analytisch bestimmt werden.
(Folge 45-2019)