Die Energie in der Maissilage wird maßgeblich über die Stärke geliefert. Während der Kornfüllungsphase bis zur physiologischen Reife werden die von der Maispflanze produzierten Assimilate (Zucker) in Stärke umgewandelt und in die Körner eingelagert. Der Stärkegehalt steigt dabei mit zunehmender Reife und entsprechend höheren Kolbenanteilen kontinuierlich an. Hohe Stärkegehalte in der Maissilage werden daher erst bei weitgehend ausgereiften Körnern erreicht. Dieser Grundsatz gilt gleichermaßen für Hart- und Zahnmais. Hartmais zeichnet sich durch eine zügigere Jugendentwicklung und in der Regel eine frühere Blüte und entsprechende Frühreife aus. Diese Eigenschaften kommen insbesondere unter ungünstigen Wachstumsbedingungen bzw. kühleren Anbaulagen zum Tragen. Zahnmaise weisen dagegen ein tendenziell höheres Ertragspotenzial auf, was allerdings oft erst bei guten Wachstumsbedingungen zum Tragen kommt. Die Stärkeeinlagerung läuft bei typischen Zahnmaissorten in der Regel verhaltener an. Sofern die Vegetationszeit ausreicht und mit der Ernte lange genug gewartet wird, können mit diesen Sorten aber oftmals die absolut höheren Stärkegehalte realisiert werden. Grundsätzlich kann das Ertrags- und Qualitätspotenzial der Maispflanze nur dann genutzt werden, wenn der Mais am jeweiligen Standort ordentlich ausreifen, also mit hohen Kolbenanteilen und hohen Trockenmassegehalten in den Körnern geerntet werden kann.
Bei den bei uns klassisch angebauten Maissorten handelt es sich in der Regel um Mischtypen zwischen Hart- und Zahnmaisen, um die Vorteile der Kältetoleranz der Hartmaise mit den Ertragsvorteilen der Zahnmaise zu kombinieren. Die intensive Züchtungsarbeit beim Mais bringt aber mittlerweile auch ausgesprochen frühreife Zahnmaislinien hervor, sodass vermehrt auch reine Zahnmaissorten im Anbau zu finden sind bzw. neue Maissorten oft höhere Zahnmaisanteile aufweisen.
Gewisse Unterschiede zwischen den Sortentypen sind aber auch bezüglich der Stärketextur zu finden. Während die Stärke bei den Hartmaistypen dichter gepackt ist und die Körner entsprechend hart und glasig sind, weisen Zahnmaistypen mehligere Stärke auf, was einen gewissen Einfluss auf die Verdaulichkeit der Stärke haben kann. Die weiche Stärke kann dabei schneller im Pansen mikrobiell abgebaut werden. Harte, glasige Stärkekörner weisen hingegen eine höhere Pansenstabilität auf, sodass anteilige Stärke den Pansen unverdaut passiert und als sogenannte Bypassstärke erst im Dünndarm abgebaut werden kann. Wird zu viel Stärke unverdaut durch den Pansen geschleust, kann diese auch unverdaut ausgeschieden werden, was im Extrem über Kornbestandteile im Kot zu erkennen ist. Mit zunehmender Silierdauer nimmt aber auch die Pansenverfügbarkeit der Stärke aus Hartmaiskörnern zu, sodass sich die Unterschiede in der Stärketextur und der Verdaulichkeit der Stärke langsam angleichen. Bezüglich des Futterwertes sollten dann in Abhängigkeit der mittels Futtermittelanalyse ausgewiesenen Energiekonzentration und Stärkegehalte keine Unterschiede zwischen den Sortentypen mehr bestehen. Es ist deshalb aber wichtig, dass insbesondere Silagen aus „hartmaislastigen“ Maissorten lange genug silieren können. Entsprechende Futtermieten sollten daher frühestens nach acht Wochen in Angriff genommen werden. Im Umkehrschluss können Silagen aus Zahnmaisen bezüglich der Pansenverdaulichkeit der Stärke Vorteile mit sich bringen, wenn mangels ausreichender Futterreserven früh mit der Verfütterung der „neuen“ Ernte begonnen werden muss.
(Folge 8-2020)