Pflanzen sind gegenüber Stoffen unterschiedlich empfindlich. Das kann verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel sind Gräser mit ihren schmalen und steil aufgestellten Blättern gegenüber Herbiziden allgemein unempfindlicher als Kräuter. Bei Mitteln, die über den Boden wirken, kennt man auch eine Positionsselektivität. Der Keimling der Kulturpflanze liegt dann in Bodenschichten, in die das Bodenherbizid nicht vordringt, zum Beispiel 3 cm unter der Bodenoberfläche. Pflanzen, die flach keimen, wie etwa Windhalm, werden hingegen sicher abgetötet. Diese Unterschiede allein sind aber für eine ausreichende Verträglichkeit der Kulturpflanzen in der Regel nicht ausreichend. Es muss also nach weiteren gesucht werden. Weitere Unterschiede können sein, dass die Kulturpflanzen eine für sie giftige Substanz schneller abbauen können als das Unkraut. Das heißt aber, dass es auch zu leichten Schäden an der Kulturpflanze kommt. Optimal ist es, wenn der Wirkstoff in der Kulturpflanze keinen Angriffspunkt findet. In Unkrautpflanzen aber schon. Um eine entsprechende Kombination zu finden, wird schlicht ausprobiert. Kultur- wie Unkrautpflanzen werden in Töpfen herangezogen und mit Testsubstanzen behandelt. Das Verfahren wurde weiterentwickelt, sodass im Anfangsstadium des sogenannten Screenings vielfach nur Zellkulturen und nicht voll entwickelte Pflanzen behandelt werden. So ist es möglich, eine größere Anzahl von Stoffen zu testen. In gewissen Grenzen ist auch eine Modulation am Computer möglich.
Die Chance, einen Stoff zu finden, der gegenüber wichtigen Kulturpflanzen unwirksam ist, wichtige Unkräuter aber bekämpft, ist sehr gering. Forschende Firmen testen in jedem Jahr einige Tausend Substanzen. Meistens ohne Erfolg. Denn neben der Wirkung muss die Substanz hohe Anforderungen im Hinblick auf das Umweltverhalten und die Giftigkeit gegenüber Mensch und Tier erfüllen.
Das letzte Herbizid mit einem neuen Wirkmechanismus (Pointer) wurde in Deutschland im Jahr 1991 eingeführt.
(Folge 38-2018)