Bei den beobachteten „Anhängseln“ handelt es sich um Brandbeulen, verursacht durch Infektionen mit Maisbeulenbrand. Die Pilzsporen des Beulenbrandes können im Boden über mehrere Jahre überdauern. Durch vorhandenen, aber kaum sichtbaren Befall der Maispflanzen, der also schnell übersehen wird, bleibt das Infektionspotenzial erhalten. Auch eine Verbreitung über Wind und Insekten ist möglich.
Die Pilzsporen können durch Spaltöffnungen, besonders aber über Wunden, in die Maispflanze eindringen und alle Pflanzenteile befallen. Stärkerer Beulenbrandbefall ist oft infolge von Fritfliegenschäden oder nach anderen Verletzungen der Pflanzen z. B. durch Striegeln oder Hagelschlag zu beobachten. Stärkerer Befall im Kolben ist zu finden, wenn der Mais unter Trockenstress steht und die Befruchtung durch Wassermangel oder Hitze beeinträchtigt wird. Die Pilzinfektion erfolgt dann über die offenen Narbenfäden. Des Öfteren tritt Beulenbrand, wie von Ihnen beobachtet, an „Zwitterkolben“ auf. Diese werden vornehmlich an der Spitze von Neben- bzw. Bestockungstrieben gebildet. Die verstärkte Bestockung kann dabei auch durch Fritfliegenbefall gefördert werden, wenn der Haupttrieb von den Larven der Fritfliege angegangen wurde.
Das tendenziell stärkere Auftreten von Beulenbrand ist diesjährig auf latenten Fritfliegenbefall im kühlen Mai, maßgeblich aber auf die Trockenheit und Hitze zur Blüte Ende Juli zurückzuführen. Grundsätzlich ist eine gewisse Anfälligkeit einzelner Sorten bezüglich des Beulenbrandbefalls bekannt. Da in der Maiszüchtung aber auch hinsichtlich der Anfälligkeit gegenüber Maisbeulenbrand stark selektiert wird, ist davon auszugehen, dass die Sortenanfälligkeit insgesamt abgenommen hat. Weder die Brandbeulen noch die Pilzsporen (dunkelbraunes Pulver) sind giftig. Fütterungsversuche mit stark beulenbrandbelasteten Maissilagen lassen keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Rindern erkennen. Stärkerer Befall im Kolben kann aber den Kornertrag mindern und beim Silomais zulasten der Energiedichte gehen, da mangels Körnern weniger Stärke eingelagert werden kann.
(Folge 37-2019)