Ursächlich für die von Ihnen beobachtete Nacherwärmung und Schimmelbildung ist Sauerstoffzutritt nach dem Öffnen der Silagen verantwortlich. Messungen haben ergeben, dass über die Anschnittfläche je nach Verdichtung der Silage Sauerstoff bis zu 2 m in die Miete eindringt. Unter Sauerstoffzutritt entwickeln sich zunächst Hefen, die Milchsäure abbauen und gleichzeitig für eine Erwärmung der Silagen sorgen. Bei Abbau der Milchsäure steigt der pH-Wert, wodurch günstige Lebensbedingungen für Schimmelpilze entstehen.
Aus dem Gesagten ergeben sich im Wesentlichen zwei Ansatzpunkte zur Verhinderung der Nacherwärmung:
- Die Silage muss hoch verdichtet werden, um den Sauerstoffeintritt zu minimieren.
- Es muss ein ausreichender Vorschub der Anschnittfläche gegeben sein, damit dem Hefen- und Schimmelwachstum keine Zeit gegeben wird.
Für diese beiden Dinge gibt es eindeutige Vorgaben: Dichtlagerung in Abhängigkeit des Trockenmassegehaltes zwischen 230 und 260 kg TM/m³ und ein Vorschub von mehr als 1,50 m im Winter und mehr als 2,50 m im Sommer. Werden diese Bedingungen eingehalten, ist eine Nacherwärmung und Schimmelbildung in aller Regel ausgeschlossen.
Das Besprühen der Anschnittfläche mit zum Beispiel Propionsäure wird die Nacherwärmung und Schimmelbildung nicht verhindern, da die Säure nur direkt auf der aufgetragenen Fläche wirkt und keine Tiefenwirkung besitzt. In Ihrem Fall ist zu prüfen, wie weit die Nacherwärmung bzw. Schimmelbildung bereits in den Futterstapel eingedrungen ist. Hierzu sollte die Anschnittfläche mithilfe einer Temperatursonde vermessen werden. Ist der Nacherwärmungsbereich nicht zu sehr in den Futterstapel eingedrungen, sollte bis zur kalten Zone entnommen und anschließend das Silo luftdicht verschlossen werden, um weiteres Einströmen von Sauerstoff zu verhindern. Das entnommene Futter kann in aller Regel in den nächsten Tagen/Wochen noch verfüttert werden. Anschließend wird die Miete wieder geöffnet und bei hohem Vorschub weiter verfüttert. Um den entsprechenden Vorschub zu gewährleisten, kann die Silogeometrie durch Umsilieren der oberen Hälfte angepasst werden.