Nacherwärmungen von Silagen sollten unbedingt vermieden werden, da dies stets ein Hinweis auf Nährstoffabbau mit erheblichen Trockenmasse- und Energieverlusten bedeutet. Messungen haben ergeben, dass bei einer Temperaturerhöhung der Silage um zum Beispiel 15 °C gegenüber der Umgebungstemperatur die täglichen Trockenmasseverluste bei 3,5 % liegen. Erwärmte Silagen weisen zudem häufig Schimmelpilznester bzw. -streifen auf, in denen erhöhte Mykotoxingehalte nachweisbar sind. Bestimmte Mykotoxine können die Tiergesundheit gefährden. Deshalb gilt nach wie vor der Fütterungsgrundsatz, dass erwärmtes und/oder verschimmeltes Futter nicht in den Trog gehört.
Ursächlich für die Nacherwärmung von Silagen ist die Aktivität von Hefen. Diese Hefen befinden sich bereits zum Zeitpunkt der Ernte auf dem Silomais und gehören zum natürlich vorkommenden Keimbesatz der Futterpflanzen. Durch eine zügige Einsilierung, hohe Verdichtung und luftdichte Lagerung gelingt es zunächst in aller Regel, die Entwicklung der Hefen zu stoppen. Hefen benötigen für ihre Stoffwechselaktivität Sauerstoff, der mit dem Öffnen der Silomiete in Abhängigkeit der Lagerdichte unterschiedlich tief in den Futterstock eindringen kann. Hefenwachstum geht einher mit Wärmebildung, die in Form der Nacherwärmung zum Ausdruck kommt. Hefen verstoffwechseln auch Gärsäuren, sodass erwärmte Silagen wieder steigende pH-Werte aufweisen. Bei hohen pH-Werten entwickeln sich wiederum Schimmelpilze besonders gut. Aus diesen Gründen sind Hefenwachstum, Nacherwärmung und Schimmelbildung als eine Entwicklungskette zu betrachten, die ihren Ursprung in dem Eintritt von Sauerstoff über die Anschnittfläche aufgrund ungenügender Verdichtung hat.
Für die zukünftige Vermeidung von Nacherwärmungen muss alles getan werden, um das Eindringen von Sauerstoff zu minimieren. Bei der Silierung sind folgende Punkte von zentraler Bedeutung:
– Silomiete so anlegen, dass ein Vorschub von 1,5 m im Winter und 2,5 m im Sommer gewährleistet ist.
– Bei der Befüllung soll jede eingebrachte Schicht 20 bis 30 cm Stärke nicht überschreiten.
– Ausreichende Verdichtung durch hohe Walzgewichte, langsame Überfahrten und hohen Reifendruck (über 2 bar) sicherstellen.
– Trockenmassegehalte über 35 % durch frühzeitiges Häckseln vermeiden.
– Unter Umständen Einsatz eines Siliermittels, welches zur Verbesserung der aeroben Stabilität geeignet ist.
Kurzfristig sollte mithilfe einer Temperaturmesslanze geprüft werden, wie weit die Nacherwärmung in den Futterstapel vorgedrungen ist. Mit einem wenig auflockernden Blockschneider entnehmen Sie solange Silage, bis Sie in nicht erwärmte Zonen vorstoßen. Die entnommenen Blöcke lagern Sie zwischen und versorgen hiermit in den nächsten
Tagen/Wochen die Tiere. Die
Anschnittfläche behandeln Sie zweckmäßigerweise mit Propionsäure und verschließen die Miete anschließend luftdicht. Nachdem die entnommenen Blöcke verfüttert sind, öffnen Sie die Miete und beginnen erneut mit der Verfütterung. Nach Beobachtungen in der Praxis hat man in etwa 60 % der Fälle durch diesen Neustart der Entnahme einen dauerhaften Erfolg gegen die Nacherwärmung. Durch Rationsumstellungen und durch „Nachbarschaftshilfe“ lässt sich der Vorschub erhöhen, sodass auch hierüber der Nacherwärmung Einhalt geboten wird.