Grundsätzlich stellt die Konservierung als Wickelballensilage eine gute Alternative dar, um Grünlandaufwüchse im Freien und zugleich AwSV-konform (Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen) zu lagern. Jedoch bringen die Vorgänge im Inneren der Ballen einschränkende Besonderheiten mit sich. Teilweise wurden diese bereits in Ihrer Fragestellung aufgegriffen. Während bei klassischen Silagen die Haltbarkeit über pH-Wert-Absenkung erreicht wird, ist es bei Heuwerbung der nahezu vollständige Feuchtigkeitsentzug, der Erregern jeder Art die Lebensgrundlage nimmt. Dadurch werden Stoffwechselprozesse und Veratmung im Erntegut zum Erliegen gebracht. Wickelballen hingegen konservieren vorrangig über den Einschluss von frei werdendem Kohlendioxid, welches eine hemmende Wirkung gegenüber Schimmelpilzen hat. Hierin liegt nun die Krux bezüglich Ihrer Leserfrage. Sie erkundigen sich nach der Möglichkeit, Heu-ähnliches Pflanzenmaterial, sprich mit >80 % Trockenmasse (TM), einzustretchen. Der ideale TM-Bereich für Wickelballen bewegt sich zwischen 40 und 55 %. Niedrigere Werte lassen mangelnde Formstabilität und deren Folgeprobleme erwarten, wie etwa entweichendes Gärgas und daraus resultierender Verderb. Bei TM-Gehalten von deutlich über 50 % lässt die Verdichtbarkeit der Ballen nach. Dadurch verbleiben mehr Grobporen und somit auch mehr Restsauerstoff im Inneren.
Nun ließe die Theorie den Schluss zu, dass der letztgenannte Effekt keine Rolle spielt, wenn das Ausgangsmaterial vollständig trocken ist. Wie zuvor beschrieben, sollte den Schaderregern dann mangels Feuchtigkeit die Grundlage für ihre Aktivität und Vermehrung fehlen. Diese Überlegung greift unter Praxisbedingungen jedoch zu kurz. Bei der herkömmlichen Heuwerbung tritt mit Beginn der Lagerung eine sechs- bis achtwöchige Schwitzphase ein, bei der Restfeuchte entweicht. Dieser Prozess würde auch in Wickelballen vollzogen, nur dass die Feuchtigkeit wegen fehlender Durchlüftung und dem Folieneinschluss nicht entweichen könnte. Wechselnde Witterung, allen voran Temperaturschwankungen in heißen Sommermonaten, können zudem Kondensation und Mikroklima im Balleninneren begünstigen. Ein ausreichender Feuchteentzug zur Unterdrückung von Schaderregern kann daher nicht sichergestellt werden. Andersherum wird das Kohlendioxid, welches als eigentliches Konservierungsmittel der Wickelballen dient, in solch erhöhten TM-Bereichen wegen eingeschränkter Gäraktivität in nur geringer Menge freigesetzt. Daher ist das Wickelballenverfahren für besonders trockenes Material nicht zu empfehlen, da weder der eine noch der andere Konservierungsprozess die Haltbarmachung des Futters sicher gewährleisten kann. In Einzelfällen kann dies bei günstigen Ausgangsbedingungen zwar dennoch gelingen, jedoch ist der Konservierungserfolg zu ungewiss, um sicher damit planen zu können.
Fazit: Wenn man sich für Wickelballen entscheidet, dann sollte die Ernte im dafür empfohlenen TM-Bereich vorgenommen werden. Die damit einhergehende Tendenz zur Nacherwärmung erfordert jedoch ein Aufbrauchen von geöffneten Ballen innerhalb weniger Tage. Dieser Mindestfutterbedarf von täglich 100 bis 200 kg ist bei Haltung zahlreicher Pferde kein Problem. Für Einzeltierhalter kommt dieser Umstand jedoch einem K.-o.-Kriterium gleich. In solchen Situationen besticht die Eigenschaft von Heu, unter trockenen Bedingungen auch in Anwesenheit von Sauerstoff stabil zu bleiben. Bei Lagerraumknappheit sind wirklich gute Optionen dann rar. Kurz- und mittelfristig kann eine nahe gelegene Fremdeinlagerung hilfreich sein. Soll die Tierhaltung langfristig Bestand haben, geht es jedoch um ein sich jährlich neu anbahnendes Problem. Dann ist es oftmals sinnvoll, in den Zubau eigener Lagerkapazitäten zu investieren. PVC-folierte Rundbogenhallen können hier eine relativ günstige und gemäß vieler Landesbauordnungen bis zu einer gewissen Größe genehmigungsfreie Option sein.
(Folge 28-2020)