Grundsätzlich ist es möglich, Gülle aus Holland zu importieren. Allerdings sind zahlreiche Vorschriften zu beachten, unter anderem auch zur Dokumentation. In Nordrhein-Westfalen (NRW) gilt Folgendes:
- Der Import ist nach § 4 der Bundesverbringensverordnung an die zuständige Behörde zu melden. In NRW ist dies die Landwirtschaftskammer. Hierbei ist anzugeben, von wem, wann, wie viel und welche Wirtschaftsdüngerart aufgenommen wurde. Die Meldungen können via Internet gemacht werden.
- Sie sollten sich Lieferscheine und Nährstoffanalysen der gelieferten Gülle vorlegen lassen. Da in Holland die Proben erst während des Transportes gezogen werden, sind vorher Absprachen über die erwarteten Nährstoffgehalte zu treffen. Unglaubwürdig hohe Nährstoffgehalte sollten Sie nicht akzeptieren. Die Lieferscheine sollten von Ihrem Lieferanten und Ihnen unterschrieben werden.
- Sie sollten sich eine vollständige Warendeklaration nach Düngemittelverordnung aushändigen lassen.
- Die aufgenommene Güllemenge ist mit den korrekten Nährstoffgehalten im Nährstoffvergleich zu dokumentieren.
- Die Düngung ist nach Art, Menge und Zeit bedarfsgerecht durchzuführen (Pflanzenbedarf, Bodenversorgung, Ausbringungstermin, Sperrfrist). Mit der gesamten abgenommenen Menge darf die N-Obergrenze (170 kg N/ha) nicht überschritten werden. Insbesondere sind die Verbote und Beschränkungen bei Ausbringung nach der Ernte der Hauptfrucht zu beachten. Düngebedarf besteht im Herbst eigentlich nur bei Winterraps und Zwischenfrüchten.
- Auf unbestellten Flächen ist die Gülle unverzüglich einzuarbeiten.
- Die Lieferung und Ausbringung sollte von Ihnen beaufsichtigt werden. Kontrollieren Sie, ob das zusagte Produkt in der vereinbarten Menge und Qualität geliefert wird.
Die rechtlichen Vorschriften sind das eine. Es ist auch angebracht, über Folgendes nachzudenken: Wer Gülle aus Holland importiert, sollte sich immer überlegen, ob er als deutscher Landwirt, die Probleme holländischer Betriebe lösen will. In Deutschland und speziell in Nordrhein-Westfalen sind eigentlich genügend Nährstoffe für eine optimale Pflanzenernährung vorhanden. Insofern sollten Sie sich fragen, ob Sie weitere Nährstoffe importieren wollen, um zusätzliche Einnahmen zu bekommen. Wenn dem so ist, vergessen Sie nicht, diese Einnahmen zu versteuern. Die Importe aus Holland tragen nicht unwesentlich dazu bei, dass sich die Nährstoffprobleme in Deutschland vergrößern.
Aus viehstarken Regionen heraus muss noch mehr Gülle exportiert werden, wenn auf der anderen Seite holländische Gülle importiert wird. Gesamtwirtschaftlich wie ökologisch ist das sicherlich nicht sinnvoll. Auch führt es weiterhin dazu, dass die gesetzlichen Vorschriften im Düngerecht immer strenger werden. Mit der nächsten Änderung der Düngeverordnung werden die Vorschriften deutlich strenger und die Dokumentationspflichten noch weiter ausgedehnt. Jeder Landwirt muss in Zukunft, bevor er düngt, eine schriftliche Düngebedarfsermittlung machen.
Weiterhin fordern die Landwirte von den Verbrauchern, preisliche Dumpingangebote bei Lebensmittelkauf nicht zu nutzen, Produkte aus deutscher Herstellung zu fairen Preisen und guter Qualität zu kaufen. Passt das damit zusammen, dass Sie Gülle importieren, um Geld zu sparen bzw. zusätzlich einzunehmen?
Dies sollten Sie als verantwortungsbewusster Landwirt, der momentan ohnehin im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht, bedenken.
Weitere Fragen beantwortet die für Sie zuständige Kreisstelle der Landwirtschaftskammer.