Wochenblatt-Leser Markus P. in G. fragt: Auf meinem Hof stehen Pensionspferde. Die Einsteller bemängeln regelmäßig Schimmel in der Grassilage. Das Gras schneide, wende und schwade ich selbst, der Lohnunternehmer presst und wickelt die Rundballen ein. Gedüngt wird der lehmige Sand mit Gülle und Pferdemist, gekalkt wurde etliche Jahre nicht. Ich habe den Boden nicht untersuchen lassen.
Dr. Klaus Hünting, Fachgebiet Futterkonservierung, LWK NRW, weiß Rat: Schimmel tritt auf, wenn Schimmelpilzsporen und Sauerstoff zusammentreffen.
Schimmel und Sauerstoff
Schimmelpilzsporen sind in der Umwelt vorhanden. Ob und wie stark diese Sporen unterdrückt werden, liegt daran, wie viel Essigsäure während der Silierung gebildet wird, da diese die Entwicklung des Schimmels unterdrückt. Der Sauerstoff für das Schimmelwachstum kann bei sehr trockenem und zudem stängelreichem Material entweder im eingewickelten Ballen „gefangen“ sein.
Oder aber die Zeit zwischen Öffnen und dem kompletten Verfüttern des Ballens ist zu lang und damit die Einflusszeit des atmosphärischen Sauerstoffs.
Maximal 60 % Trockenmasse
Ein in der Praxis leider sehr häufig anzutreffender Fehler ist, dass das Erntegut, was an Pferde verfüttert werden soll, viel zu weit angewelkt und dann erst gepresst und eingewickelt wird. Wickelballen sollten nicht mehr als maximal 60 % Trockenmasse haben. Nur bei einer noch vorhandenen Restfeuchte von mehr als 40 % findet zum einen noch ausreichend Restatmung nach dem Einwickeln statt, um sicher jeglichen nach dem Pressen im Ballen eingeschlossenen Rest-Sauerstoff zu verbrauchen.
Des Weiteren können nur bei noch ausreichend vorhandener Restfeuchte Bakterien aktiv werden, sodass überhaupt ein Silierprozess mit der Bildung von konservierender Milch- und Essigsäure einsetzt.
Folie muss absolut luftdicht sein
Wird das Erntegut dennoch deutlich trockener eingewickelt, findet nur noch eine Lagerung ohne Lufteintritt, aber keine Silierung mehr statt. Dieses Verfahren der anaeroben Lagerung setzt zwingend voraus, dass die Folie absolut dicht ist und keine Beschädigungen aufweist. Selbst kleinste, kaum sichtbare Löcher reichen aus, um Verderb bringende Hefen und Schimmelpilze wieder aktiv werden zu lassen, was gegen das Verfahren des Einwickelns von zu trockenen Ballen spricht.
Lagerstabilität verbessern
Ist absehbar, dass eingewickelte Ballen nicht binnen zwei Tagen verfüttert werden können, kann es ratsam sein, das Futter bei der Ernte mit Produkten zu behandeln, die die Lagerstabilität verbessern. Produkte, die ihre Wirksamkeit an neutraler Stelle nachgewiesen haben, tragen das DLG-Prüfzeichen für Siliermittel in der Wirkungsrichtung 2.
Bei allen Produkten (eventuell mit Ausnahme von purer oder gepufferter Propionsäure) ist aber zu beachten, dass die Wirksamkeit bei Trockenmassegehalten von deutlich über 40 % merklich geringer werden kann. Ist der Einsatz entsprechender Mittel vorgesehen, ist vor der Ernte aber bereits Kontakt zum Dienstleister aufzunehmen, um sicherzustellen, dass eine entsprechende Dosiertechnik vorhanden ist.
Sechs bis acht Lagen Folie
Grundsätzlich ist beim Einwickeln der Ballen darauf zu achten, dass die einzelnen Folienlagen zu 50 % überlappen und dass an allen Stellen des Ballens mindestens sechs, bei sehr strukturreichem Material besser acht, Lagen Folie benutzt werden.
Bei Rundballen erfolgt die Lagerung auf der Stirnseite der Ballen. Um Folienbeschädigungen durch Katzen, Hunde oder Vögel zu vermeiden, sind eingewickelte Ballen mit entsprechenden Schutznetzen zu schützen. Durch den Einsatz von regelmäßig kontrollierten Köderboxen lässt sich die Anwesenheit von Schadnagern feststellen und bei Bedarf dann auch regulieren.
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Folge 21-2022