Der Mais hat in NRW unter den kühlen Temperaturen im Mai gelitten. Frühsaaten vor Ostern konnten noch zügig auflaufen, verharrten dann aber lange im Zwei- bis Dreiblattstadium. In ungünstigen Lagen sind bei diesen Frühsaaten auch Pflanzenverluste nach wiederholtem Nachtfrost zu beklagen. Später, um den Monatswechsel April/Mai gesäter Mais brauchte drei Wochen und länger zum Auflaufen. Bei diesen Saatterminen waren einzelne Keimlingsausfälle zu verzeichnen. Mais nach Vornutzung fehlte es gelegentlich sogar an Keimwasser, was auch hier lückige Bestände oder schwache Nachaufläufer zur Folge haben kann. Häufig wird daher nicht überall die angestrebte Bestandesdichte realisiert werden. Dort, wo der Mais lange im Zwei- bis Dreiblattstadium stehen blieb, sind, trotz noch möglicher insektizider Beize, einzelne Pflanzen zu finden, die Fritfliegenbefall zeigen. Im Extrem bleibt der Haupttrieb stecken und wird von Bestockungstrieben überholt. Diese Seitentriebe bilden aber keine Kolben, geschädigte Pflanzen können im weiteren Verlauf auch noch Beulenbrand zeigen.
Aktuell wachsen die Bestände stark auseinander. Gute Bestände hatten Mitte Juni termingerecht die Reihen geschlossen und befinden sich im Streckungswachstum. Es sind aber auch Bestände zu finden, denen es deutlich an Zug fehlt. Sie sind sehr heterogen, extrem schwache Pflanzen sind neben gut wachsenden zu finden. Die schwachen Pflanzen brauchten offensichtlich ungewöhnlich lang, um von der Ernährung aus dem Korn auf die Nährstoffaufnahme über die Wurzel umzustellen. Das Phänomen ist typisch für Bestände, wo das Wachstum immer wieder durch kalte Nächte unterbrochen wurde. Im Einzelfall wurde auch der Triebkraft des Saatgutes einiges abverlangt. Das gilt besonders dort, wo die Körner zu tief abgelegt wurden und/oder die Saatbettbedingungen nicht optimal waren. Vielfach haben auch blattaktive Herbizide stark gezeichnet und das Maiswachstum stagnieren lassen. In Unterfußdüngungsversuchen waren darüber hinaus, selbst auf hochversorgten Flächen, ungewöhnlich deutliche Unterfußdüngungseffekte zu erkennen, wobei bereits geringe Mengen wasserlöslichen Phosphats die gewünschten Effekte zeigten. Der Vorsprung der gut versorgten Varianten bringt aber nur selten ertragliche Vorteile. Korrekturmaßnahmen mit Blattdüngern lassen erst recht keinen Erfolg erwarten.
Die hohen Temperaturen sollten das Wachstum jetzt aber überall vorantreiben – wenn das Wasser reicht. Denn regional, besonders auf den leichten Standorten im Münsterland, lebt der Mais von der Hand in den Mund. Und mit zunehmendem Wachstum und in der Blüte sind die Ansprüche an die Wasserversorgung extrem hoch. Vielfach sind die Böden leer, sodass, wenn der Regen jetzt ausbleibt, mit „allem“ gerechnet werden muss. Bestände mit schwacher Wurzelentwicklung, aber auch gute, weit entwickelte Bestände mit hohen Pflanzenzahlen je m2 dürften dann als Erstes rollen.
(Folge 26-2019)