Bei der Holzfigur handelt es sich um eine Tunschere, auch Wäperraut genannt. Sie geht auf eine 1000-jährige Handwerkskunst im Raum Emsland zurück. Aus getrockneten Weidezweigen schneidet der Handwerker, früher auch „Tunscheren-Kerl“ genannt, mit einem Taschenmesser lange und kurze Holzfäden und gewinnt so die Holzlocken, die an keiner Tunschere fehlen dürfen. Im Laufe der Zeit haben sich viele kunstvolle Varianten entwickelt. Ursprünglich war es ein gebogener Zweig, der auf einem Holzbrett befestigt wurde. Heute ist dagegen eher die Schere als Form typisch.
Die Tunschere ist Gegenstand eines alten Nachbarschaftsbrauches in einigen ländlichen Regionen Nordwest-Deutschlands, wie dem Oldenburger Münsterland, dem Münsterland oder dem Emsland. Im Zeitraum von Silvester und dem Dreikönigstag legt man Freunden und Nachbarn heimlich die Tunschere ins Haus – oder klingelt. Dann wird laut „Wäp! Wäp!“ oder „Tun! Tun!“ gerufen und die Überbringer laufen weg. Der Empfänger versucht die Überbringer zu fangen. In aller Regel fällt dies nicht schwer. Denn wer erwischt wird, kann sich auf eine gute Bewirtung und ein gemütliches Beisammensein freuen. Am 5. Januar oder am Dreikönigstag sollte die Tunschere eigentlich zurückgebracht werden. Mancherorts wird sie aber direkt weitergebracht.