Das von Ihnen eingeschickte Weinlaub ist von Echtem Mehltau befallen. Diese Pilzkrankheit tritt verstärkt auf bei warmer Witterung mit regelmäßigen Niederschlägen oder hoher Luftfeuchte. In diesem Sommer herrschen also optimale Bedingungen. Echter Mehltau kann sich auf allen grünen Rebteilen entwickeln und bildet an Blättern, Trieben und Früchten einen oberflächlichen Belag. Befallene Beeren können aufplatzen.
Wenn Sie Ihren Wein mit einem Fungizid behandeln, ist darauf zu achten, gegen welche Schadpilze es vorbeugend wirkt. Das von Ihnen genannte Mittel hat keine ausreichende Wirkung auf den Echten Mehltau, auch Oidium genannt.
Sie sollten sich auch nicht nur auf ein Fungizid verlassen, um einer Pilzinfektion vorzubeugen. Wichtig ist zusätzlich der jährliche Schnitt der Weinreben. Ziel dabei ist eine locker aufgebaute, gut belichtete Laubwand. Im Licht bilden die Blätter schneller stabile Zellwände aus und sind somit widerstandsfähiger gegen Infektionen. Außerdem wird der Bestand besser durchlüftet, sodass schlechtere Keimungsbedingungen für Pilzsporen herrschen. Mit Echtem Mehltau befallenes Pflanzenmaterial darf auf den Kompost. Denn der Pilz ist an lebendes Pflanzengewebe gebunden und stirbt beim Verrotten schnell ab. Noch ein Hinweis: Eine übermäßige Stickstoffdüngung fördert Echten Mehltau, weil die Pflanzen dichtes, aber weiches Laub bilden.
Eine chemische Bekämpfung ist nur wirksam, wenn sie vorbeugend durchgeführt wird. In diesem Jahr würde es sich also nur noch lohnen, Reben zu behandeln, die noch nicht befallen sind. Grundsätzlich ist bei Wein im Frühjahr eine Behandlung mit Netzschwefel-Präparaten empfehlenswert. Und zwar dann, wenn die Pflanzen austreiben. Dazu eignet sich beispielsweise Compo Bio Mehltau-frei Thiovit Jet. Weitere Behandlungen sollten Sie in sehr warmen, trockenen Phasen ab Ausbildung des dritten Laubblattes bis zur Blüte sowie während der Fruchtentwicklung bis Schrotkorngröße im etwa 10- bis 14-tägigen Abstand vornehmen.
(Folge 35-2020)