Zu der Frage, wie weit die Härchen des Eichenprozessionsspinners fliegen können, gibt es nur wenige Forschungsergebnisse. Wie viele der Gifthärchen wie weit fliegen, ist vor allem von der Anzahl der Eichenprozessionsspinnerlarven bzw. der Größe der Nester an einer Eiche, dem Entwicklungsstadium der Larven, den örtlichen Witterungsbedingungen, insbesondere der Windrichtung und Windstärke sowie der Tageszeit abhängig.
In einer älteren französischen Arbeit zum Pinienprozessionsspinner, einer Art aus der gleichen Gattung wie der Eichenprozessionsspinner, wurde die weit überwiegende Zahl der Härchen direkt in der Nähe der Nester gezählt. In der Nacht, wenn die Raupen wandern und fressen, wurden mehr Härchen gezählt als am Tag, wenn die Raupen sich in den Nestern befinden. Die meisten Härchen waren vorhanden, wenn die Larven im letzten Larvenstadium vor der Verpuppung waren. Eine Studie in Süddeutschland kam vor einigen Jahren zu dem Ergebnis, dass in der direkten Umgebung der befallenen Bäume (bis 40 m) mit einem Gesundheitsrisiko gerechnet werden muss. In einem neuen Forschungsprojekt zum Eichenprozessionsspinner wurden in 500 m Entfernung in Windrichtung von befallenen Eichen noch 5 % der Gifthärchen festgestellt.
Aus diesen Untersuchungen kann man schließen, dass einige Härchen von den befallenen Eichen auf Ihrem Hof möglicherweise auch auf das Gemüse in Ihrem Gemüsegarten gelangen können. Dabei kommt es insbesondere auf die Entfernung des Gemüsegartens von den befallenen Eichen und auf vorherrschende Windrichtung an.
Grundsätzlich ist es ratsam, Nester des Eichenprozessionsspinners in der unmittelbaren Umgebung von Wohngebäuden und Hausgärten so früh wie möglich entfernen zu lassen, um die Gesundheitsgefahr durch die Gifthärchen zu minimieren. Ihr Gemüse können Sie jedoch durchaus nutzen, wenn Sie es kochen, denn durch Kochen wird das Eiweiß in den Gifthärchen zerstört. Obst, Gemüse und Salate, die nicht gekocht werden, sollten Sie sehr sorgfältig waschen.
(Folge 29-2018)