Bei dem Pilz handelt es sich um die Fruchtkörper des Tropfenden Schillerporlings (Inonotus dryadeus). Er kommt im gesamten Verbreitungsgebiet der Eichen vor und tritt laut Literatur in seltenen Fällen auch an Buchen, Esskastanien und Tannen auf. Diese Pilzart ist insgesamt aber eher selten. Typischerweise befällt der Pilz Eichen an der Stammbasis und verursacht hier eine Weißfäule, die bis in die Wurzel ausstrahlen kann. Letztlich sterben die befallenen Bäume ab. Die Fruchtkörper treten einzeln oder auch gehäuft auf und können imposante Größen von mehr als 0,5 m Durchmesser erreichen. Charakteristisch sind zudem die zahlreichen, rostbraunen Tröpfchen auf der Oberfläche, die wie ausgeschwitzt erscheinen und dem Pilz seinen deutschen Namen gaben. Der wissenschaftliche Artname dryadeus stammt von der griechischen Bezeichnung Dryádes für die Baumgeister (Nymphen) der Eichenbäume und betont damit seine enge Wirtsbindung an die Eiche.
Die Fruchtkörper sind einjährig, auf dem Bild sind neben dem diesjährigen Fruchtkörper die Überreste des vorjährigen Fruchtkörpers erkennbar. Die Fruchtkörper finden sich ab Juli bis in den Winter hinein und erreichen ihre Fruchtreife erst im September, wenn sie ihre maximale Größe erreicht haben. Ab diesem Zeitpunkt kann man auch die rostbraunen Sporen finden. Die Fruchtkörper erscheinen nicht zwingend jährlich, sodass in Jahren ohne Fruchtkörperbildung von Laien irrtümlich eine Gesundung des Baumes vermutet wird. Dies ist nicht der Fall.
Die Bildung der Fruchtkörper ist ein ernst zu nehmendes Warnsignal, das auf eine fortgeschrittene Weißfäule hindeutet. Da diese auch die Wurzeln erfasst, verliert der Baum seine Standfestigkeit und kann bei mechanischer Belastung brechen (Wurzelbruch). Letztlich ist der Baum nicht zu retten. Um die Standfestigkeit zu prüfen, sollte ein Baumpfleger hinzugezogen werden. Gefährdet der befallene Baum durch seine Nähe zu Gebäuden, Verkehrswegen oder Ähnlichem die Verkehrssicherheit, ist eine Fällung anzuraten.
(Folge 40-2020)