Trotz Blüte für Bienen unnütz?

Wir haben in unserem Garten Forsythien gepflanzt, weil wir die leuchtend gelben Blüten schätzen. Gleichzeitig versuchen wir Blütenpflanzen zu pflanzen, um Insekten zu fördern. Bei unserem Imker erkundigten wir uns nach Bienenpflanzen. Er sagte, dass die Forsythie für Bienen wertlos sei. Stimmt das?

Nach der Überwinterung benötigen Bienenvölker Nektar und Blütenstaub, um ihre im Winter aufgezehrten Vorräte wieder aufzufüllen. Der zuckerhaltige Nektar liefert die Energie, um die Temperatur im Stock aufrechtzuerhalten und das Brutnest auf konstant 35 °C zu erwärmen. Blütenstaub ist eine wichtige Eiweißnahrung, die der Ernährung der Brut dient.

Diese Stoffe finden die Bienen an den blühenden Pflanzen des Frühjahrs, unter anderem an Krokussen, Weiden, Obstgehölzen, Schwarzdorn, aber auch an Hasel und Schwarzerle.

Auch für uns Menschen sind die ersten Blüten Zeichen des beginnenden Frühjahrs. Vor allem die leuchtend gelben Blüten der Garten-Forsythie (Forsythia × intermedia) sind Symbol für die beginnende warme Jahreszeit. Leider ist dieser Forsythien-Hybrid, wie er in unseren Gärten kultiviert wird, derart hochgezüchtet, dass er nur über Stecklinge oder Absenker vermehrt werden kann. Ihre übertriebene Blütenpracht ist trocken, führt weder Nektar noch Blütenstaub. Die Pflanzen bilden keine Früchte und Samen und sind daher auch als Vogelnährgehölze völlig ungeeignet. Forsythien gehören zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae). Sie sind in unseren Breiten noch gar nicht so lange bekannt. Die Pflanzen fanden erst 1833, aus China stammend, den Weg in unsere Gärten. Fast zeitgleich mit den Forsythien blühen die Kornelkirschen (Cornus mas), deren Blüten fast genauso prächtig sind, aber den hungrigen Insekten Nektar und Blütenstaub anbieten. Kornelkirschen bilden auch Früchte und Samen, sind also im Spätsommer willkommene Nahrung für die Tierwelt. Aus den Früchten kann eine wohlschmeckende Marmelade bereitet werden.

Bei meinen Recherchen zur Forsythie bin ich auf weitere Zuchtformen gestoßen, die für Insekten Nahrung bieten, beispielsweise die „Forsythie Beatrix Farrand“.

Es ist oft nicht leicht, im Fachhandel für Bienen und andere Insekten wertvolle Blütenpflanzen zu finden. Die Auswahl an Blütenformen und Farben, Zuchtformen und Varietäten ist oft so verwirrend, dass man die wirklich guten Bienenweidepflanzen nicht erkennt. Einige wenige Ratschläge kann man beachten, um die richtigen Pflanzen zu finden. So sind einheimische Wildpflanzen immer eine gute Wahl. Fragen Sie bei Zuchtformen nach ungefüllten Blüten. So ist die Stockrose eine hervorragende Hummelweide, wenn ihre Blüten nicht gefüllt sind. Auch der Ranunkelstrauch (Japanische Kerrie, Kerria japonica) in ungefüllter Form wird gern von Bienen besucht, man findet ihn aber meist nur in gefüllter Form in unseren Gärten. Gehen Sie bei sonnigwarmem Wetter ins Gartencenter und wählen all jene Pflanzen aus, die von Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten besucht werden. So können Sie nichts wirklich verkehrt machen.

Am Ende muss unser Garten auch uns Menschen gefallen, so dürfen in ihm auch Pflanzen blühen, die wir ganz persönlich schön finden. Oder solche, die Eichhörnchen und Singvögel zur Nahrungssuche, zum Nestbau und als Deckung aufsuchen.

(Folge 21-2019)