Wie alle Prunus-Arten enthalten auch die Samen in den Traubenkirschen (Prunus padua) Blausäure-Glycoside. Beim normalen Verarbeiten gelangen die giftigen Glycoside aber genauso wenig wie beim Kirschsaft- oder Zwetschgenmus-Herstellen in das fertige Produkt. Denn der Stein der Traubenkirsche, in dem sich der Samen befindet, bleibt beim Verarbeiten unversehrt. Sie können also Traubenkirschsaft oder -gelee bedenkenlos verzehren. Wird das Produkt erhitzt, beispielsweise durchs Entsaften, stellt sich die Frage nach Blausäure-Rückständen ohnehin nicht, denn Wärmeeinwirkung zerstört die Glycoside.
Bei uns wachsen zwei Traubenkirschenarten: die Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus) und die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina). Die Samen der spätblühenden Art enthalten deutlich höhere Glycosid-Mengen als die der Gewöhnlichen Traubenkirsche. Beide blühen Mitte April bis Ende Mai in weißen Trauben. Im Spätsommer werden die zunächst roten, meist nur erbsengroßen Früchte schwarz. Sie schmecken herb-süß. Die Späte Traubenkirsche ist ein Einwanderer aus Nordamerika, der in manchen Regionen die heimische Vegetation verdrängt. Im Gegensatz zur Gewöhnlichen Traubenkirsche hat der Zuwanderer auffallend glänzende Blattoberflächen. Die essbaren Früchte beider Arten werden in Skandinavien bevorzugt destilliert, in Amerika dienen sie zum Aromatisieren von Brandy und Rum.